Gerade lese ich »Vagabonds« von der nigerianischen Künstlerin und Schriftstellerin Eloghosa Osunde, einen Roman über die Stadt Lagos, die Menschen, die in ihr leben, und die Dämonen, von denen sie heimgesucht werden.
Papier. Ohne dabei ein schönes Buch in der Hand zu halten, macht Lesen nur halb so viel Spaß.
»Die Zimtläden« von Bruno Schulz – das war ein gemeinsames ›Vorleseprojekt‹ mit meinem Freund, das nun leider ins Stocken geraten ist.
Ich mag die Kurzgeschichten von Stanisław Lem sehr gerne, z. B. seine »Sterntagebücher«. Die sind zwar nicht zum Schreien komisch, bringen mich aber doch immer wieder zum Schmunzeln.
Das letzte wirklich traurige Buch, das ich gelesen habe, war wohl »A Little Life« von Hanya Yanagihara. Prinzipiell bin ich aber, würde ich sagen, eher empfänglich für leise Melancholie als für die ganz großen Tragödien.
Stoner und Pnin waren mir beide sehr sympathisch – da lässt sich wohl ein Muster erkennen.
Im Idealfall würde ich natürlich versuchen, meine Urlaubslektüre auf das jeweilige Reiseziel abzustimmen, aber im Falle eines rein hypothetischen Städtetrips mit seinen vielen unbekannten Variablen würde ich »Flights« von Olga Tokarczuk empfehlen: ein wundervolles Buch, das sich mit dem Reisen in all seinen Facetten beschäftigt.
»Les Chansons de Bilitis«, dessen Entstehungsgeschichte eigentlich fast spannender ist als das Buch selbst: Der französische Lyriker Pierre Louÿs gab das Werk, das eigentlich seiner eigenen Feder entsprungen ist, als seine Übersetzung der Gedichte der antiken Dichterin Bilitis aus – die es in Wahrheit nie gegeben hat. Eine Pseudoübersetzung also. Er stellte dem Gedichtband sogar ein Vorwort voran, in dem er das Leben der angeblichen Urheberin in groben Zügen rekonstruierte, und ergänzte frei erfundene bibliographische Angaben. Und nicht nur in dieser Hinsicht wirft der Text spannende Fragen auf: Da es sich um erotische Gedichte handelt, in denen Bilitis ihre sexuellen Erfahrungen schildert, steht der Text auch beispielhaft dafür, wie Männer sich den öffentlichen Diskurs über weibliche Sexualität aneignen.
›Schämen‹ ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür, aber da es mir schwerfällt, einen literarischen Text völlig losgekoppelt von seinem:r Autor:in zu betrachten, würde ich nicht unbedingt damit hausieren gehen wollen, wie sehr ich z. B. die »Cantos« mag.
›Doof‹ wäre zu viel gesagt, aber ich konnte die allgemeine Begeisterung für »All About Love« von bell hooks nicht ganz nachvollziehen – obwohl ich die Autorin im Grunde sehr gerne mag. Vermutlich bin ich einfach mit den falschen Erwartungen an den Text rangegangen: Ich musste schon fast ein bisschen schmunzeln, als ich es in der Buchhandlung im Regal mit den ›Self-Help‹-Büchern stehen sah. Aber schon nach ein paar Seiten hatte ich den Eindruck, dass es da im Grunde ganz richtig steht.
»Der Regenbogenfisch« – dann wäre die Welt mit Sicherheit ein Stückchen besser.
Irgendwann in diesem Leben würde ich gerne noch »Het Bureau« (Das Büro) von J. J. Voskuil lesen: ein siebenteiliger Romanzyklus mit über 5000 Seiten, in dem der Autor minutiös den Arbeitsalltag in einem niederländischen Forschungsinstitut beschreibt, für das er selbst über dreißig Jahre als wissenschaftlicher Angestellter tätig war. Also quasi »The Office« in Buchform oder eine ›Soap-Opera für Intellektuelle‹, wie es auch häufig genannt wird. Klingt erst mal langweilig, aber wenn man den Kritikern glauben darf, kann Voskuil es durchaus mit einem Kafka oder Pessoa aufnehmen. Und die über 400 000 verkauften Exemplare sprechen natürlich auch für sich.
Romane lese ich in der Regel am Stück und auch nur einmal. Auf meinem Nachttisch findet sich aber ein kleines Sammelsurium von Büchern, aus denen ich immer wieder ›häppchenweise‹ ein paar Seiten lese. Gerade liegen dort u. a. »Plainwater« von Anne Carson, »Aliens & Anorexia« von Chris Kraus, »Saturn und Melancholie« von Klibansky, Panofsky & Saxl, die Tagebücher von Mihail Sebastian und die Rahel-Varnhagen-Biographie von Hannah Arendt. Sobald ich eines der ›Nachttisch-Bücher‹ zu Ende gelesen habe, kommt es aber in der Regel auch ins Regal und wird selten wieder zur Hand genommen. Es stehen einfach noch so viele Bücher auf meiner Liste, dass ich mich selten dazu durchringen kann, eines mehrmals zu lesen.
Luca Homburg ist Praktikantin im Sachbuchlektorat des S. Fischer Verlags