Wenn ich Dich nicht hätte! Freundinnen, eine geniale Liebe

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Leseprobe

Eine wie keine …

»Bei der Freundschaft fängt es erst an, interessant zu werden. Sich paaren können auch Hunde.«
Hildegard Knef 


Einleitung  

Wir haben uns noch nie wirklich gestritten. Obwohl wir längst nicht immer einer Meinung sind und nicht mal dieselbe Partei wählen. Wir können wunderbar miteinander verreisen und stundenlang gemeinsam schweigen, ohne gleich zu fürchten, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben. Wir können uns immer noch ein ›ich hab’s dir ja gleich gesagt!‹ verkneifen. Ganz egal, wie beleidigend die andere vorher bezweifelt hat, dass man – natürlich – recht hat. Wir kennen uns schon so lange, dass wir im Lokal auch locker für die andere mitbestellen können. (Ja, sogar in einem China-Restaurant mit etwa 186 verschiedenen Gerichten.) Wir wissen außerdem gleich, was der anderen gefallen wird, wenn wir mal wieder gemeinsam shoppen. Obwohl oder gerade weil wir ganz unterschiedliche Geschmäcker haben. Klar, dass wir uns auch mitten in der Nacht anrufen könnten und nichts weiter zu sagen bräuchten als ›bring einen Spaten mit!‹, ohne dass die andere fragen würde, was genau es da zu begraben gibt. Sollte eine von uns jemals eine neue Niere brauchen, würden wir einander – falls es passt – selbstverständlich auch mit einem Organ aushelfen. Wir sind uns gleichzeitig sehr ähnlich und gerade so viel anders, dass es spannend bleibt. Kurz, wir haben etwas ganz Besonderes – eine innige und tiefe Freundschaft. Dass wir damit voll im Trend liegen, ist reiner Zufall. Denn natürlich haben wir einander nicht im Jahr 1990 gegenseitig als heißeste Kandidatinnen für das Freundinnen-Casting auserkoren, um drei Jahrzehnte später endlich auch mal Teil einer Hipster-Gemeinde zu sein. Es hat sich einfach so ergeben, dass wir uns aktuell mitten im ›Best-friends-forever-as-husband‹-Zeitgeist befinden. So nennt man in den USA das Phänomen, dass Freundinnen so etwas wie die besseren Ehemänner sein können. »Ich habe endlich die Frau gefunden, die ich heiraten möchte!«, sagt etwa die Schauspielerin Amy Poehler über ihre Freundin Tina Fey, Amerikas erfolgreichste Komödiantin. Dass beide eindeutig und nachweislich keinerlei erotische Interessen aneinander haben, spielt dabei keine Rolle. Es ist ja gerade diese Leidenschaft-ohne-Sex-Qualität, die Freundschaften zwischen Frauen so zuverlässig, so großartig, so einmalig und so verbindlich macht. Mit wissenschaftlicher Bestätigung. Denn laut Studien hält eine durchschnittliche Ehe heutzutage bloß noch 13,9 Jahre, während eine Freundschaft mit 24 Jahren mittlerer Laufzeit es auf beinahe doppelt so viel Zuverlässigkeit bringt. Zig medizinische und psychologische Studien bestätigen zudem, dass, wer Freunde hat, gesünder, zufriedener und länger lebt und ein höheres Selbstwertgefühl hat. Schon die pure Anwesenheit von Freunden senkt nachweislich den Stresslevel. Und egal, welch kniffliges Problem ansteht – ›Lieber die grüne oder die rote Bluse?‹ – ›Eher der feste, aber langweilige Job oder die aufregende, aber riskante Selbständigkeit?‹ –, es genügt schon, einen Freund in der Nähe zu wissen, und schon schätzt man einen Berg auch im Wortsinn niedriger ein. Eine Wirkung, die ein Ehepartner nicht unbedingt immer hat. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb Frauen länger leben: Sie haben Freundschaft einfach besser drauf. Es liegt am jahrelangen Training. Schon kleine Mädchen sind eher auf wenige engere Kontakte mit Gleichaltrigen aus, während Jungs sich in großen Gruppen wohler fühlen. Und wir räumen unseren Freundschaften nun endlich auch ganz offiziell einen höheren Stellenwert ein. Klar gab es schon immer innige Frauenfreundschaften, aber sie galten in der Öffentlichkeit stets nur als zweite Wahl. Zumal, wenn ein Ehemann die Lebensbühne betrat. Mittlerweile ist es oft sogar umgekehrt. Man könnte auch sagen: Wir fusionieren längst die Vorzüge einer Ehe mit denen einer Freundschaft zu einer ›Liebe mit Verstand‹. Denn wir haben kapiert, dass es nicht nur das Schönste, sondern auch das Klügste ist, auf Freundinnen zu setzen. Sie stillen unser Bedürfnis nach Bestätigung, Austausch, Nähe, unterstützen und ermutigen, wissen manchmal besser als wir selbst, was gut für uns ist, sind jederzeit ansprechbar, fürsorglich und auch herausfordernd. Und noch ein Produktvorteil: Im Unterschied zu Eltern, Geschwistern, Cousinen oder Cousins kann man sich seine Freundinnen aussuchen. Man braucht also nur die Netten, Lustigen, Klugen und die in sein Herz lassen, mit denen man richtig viel Spaß hat, gut reden kann und die wirklich für einen da sind. Ja, auch wenn man sechs Wochen lang durchheult, weil man den schlimmsten Liebeskummer auf diesem Planeten hat. Die anderen müssen halt draußen bleiben. So stellen wir uns das vor. Aber ganz so einfach ist es oft nicht. 
Wo zwei Menschen zusammenkommen, treffen immer auch zwei Vorstellungen aufeinander. Von Nähe, von Glück, Freude und von der Zahl der Whatsapp-Nachrichten, die man mindestens austauschen sollte, damit man auch weiß, dass es Freundschaft ist. Kann es außerdem nur eine geben, oder darf man auch die 297 Facebook-Kontakte als Freunde bezeichnen? Was steht im Kleingedruckten unserer Erwartungen aneinander? Wie viele darf man davon haben? Ist so eine freiwillige Übereinkunft stabil genug, um auch dann zu tragen, wenn einer sehr krank wird oder arbeitslos und plötzlich nicht mehr für die schönen Seiten des Lebens zur Verfügung steht? Wie sieht die Freundschaft ohne all den Starrummel aus, ohne all das Make-up, mit dem die Medien sie regelmäßig ausstatten? Halten wir eigentlich, was Freunde sich von uns versprechen? Ist sie nicht auch furchtbar anstrengend, die Verpflichtung, die man mit Freundschaften eingeht? Gibt es ein natürliches Freundschaftsablaufdatum? Welche Freundschaft ist besser – die zwischen Männern oder die zwischen Frauen? (Die zwischen Frauen natürlich würden die Frauen IMMER sagen – und haben damit meist schon ein dickes Freundschaftsproblem.) Können wir auch mit Männern befreundet sein? Ohne wenigstens einmal Sex haben zu wollen? Oder gar, wenn man schon mal ganz viel Sex gehabt hat – es sich also um einen Ex-Lover handelt? Sind nicht Haustiere eigentlich überhaupt die besseren Freunde? Wie kann man jemals sicher sein, dass die Freundschaft nicht geht, wenn ein Mann ins Spiel kommt? Oder eine Frau? Ist man automatisch miteinander befreundet, wenn man sich liebt? Ist die ideale Freundschaft wie eine Art Synchronschwimmen, oder gilt, was Goethe postulierte: »Mit einem kritischen Freund an der Seite kommt man immer schneller vom Fleck«? Hört beim Geld wirklich die Freundschaft auf? Oder zeigt sich da nicht vielmehr, dass es Freundschaft ist? Vor allem aber: Wie findet man eigentlich beste Freunde? Und nehmen wir Freundschaften zu schwer oder doch zu leicht? Ach, es ist kompliziert. Zum Glück sind wir beste Freundinnen und werden das Problem schon irgendwie wuppen und, wie meistens, gemeinsam Antworten auf all die Fragen finden, die einem die Freundschaft stellt. Und das sind nicht wenige. Deshalb haben wir auch einige besonders herausgestellt – schon um möglichst all den Themen gerecht zu werden, die unsere Freundschaften begleiten. Denn so schön und einmalig und wunderbar die Freundschaft ist, so rätselhaft, zermürbend, frustrierend und flüchtig kann sie sein. Es gibt eben kein Essen ohne Abwasch und keine Freundschaft ohne Herausforderungen. Deshalb dieses Buch – es soll Ihr Freundschaftsleitstern sein ...
 

Autorenfoto Susanne Fröhlich + Constanze Kleis
© Gaby Gerster

Über Susanne Fröhlich und Constanze Kleis

Susanne Fröhlich ist erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Sowohl ihre Sachbücher als auch ihre Romane – »Familienpackung«, »Treuepunkte«, »Lieblingsstücke«, »Lackschaden«, »Aufgebügelt«, »Wundertüte«, »Feuerprobe« und zuletzt »Verzogen« – wurden alle zu riesigen Erfolgen. https://www.froehlich-susanne.de

Constanze Kleis ist Buchautorin und Journalistin, sie schreibt unter anderem für die FAZ, Donna, Myself und Freundin. Als Schriftstellerin veröffentlichte sie alleine und zusammen mit Susanne Fröhlich mehrere erfolgreiche Bücher, darunter die Spiegel-Bestseller ›Runzel-Ich‹ sowie ›Diese schrecklich schönen Jahre‹. Literaturpreise: nominiert für den Deutschen Bücherpreis 2002