Banner: Volker Jarck und sein Titel Sieben Richtige

»Sieben Richtige« von Volker Jarck

Sieben Richtige

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»Man wischt sich die Augen: vor Rührung, vor Freude, vor Lachen und vor Staunen, welche Wucht dieser Text hat.« Christoph Maria Herbst

 

So viel mehr als Zufall: der Roman über das Glück, dass wir alle miteinander verbunden sind.

Ein kleines Mädchen, zur falschen Zeit an der falschen Kreuzung. Ein Umzugswagen, der nicht an sein Ziel kommt. Eine viel zu traurige E-Mail, eine Frau, die auf ihre Möbel wartet, und ein Abend in Rom mit zu viel Gin im Tonic. Nur ein paar Sommer-Sekunden verändern und verbinden die Lebenswege von Greta, Victor, Eva und all den anderen. Irgendwo zwischen Bochum, Boston und Köln glauben sie an ihre Träume, an die Zukunft oder an das Glück, einmal die Hauptrolle im Leben eines anderen zu spielen. Und jeder Sommer-Abend kann das unvergessliche Kapitel eines richtigen Lebens werden.

Berührend, unterhaltend, literarisch erzählt Volker Jarck in »Sieben Richtige« von Augenblicken für immer.

Leseprobe

Sieben Richtige

Die Zehntelsekunde,

bevor die Schaukel zurückschwingt: Das ist der letzte Moment ohne Zweifel. Der Moment, in dem wir wissen, dass wir fliegen können, wenn uns irgendwer nur fest genug anschubst. Fliegen bis in den leuchtenden Himmel und nie wieder landen müssen. Die Beine nach vorne gestreckt, die Nase im Wind und grinsend über alle Milchzähne.

Wenn es dann rauschend abwärtsgeht, fühlen wir: Das war schön, aber schöner wird es nicht, denn irgendwann hört es wohl auf.

Bald schon verlieren wir an Höhe, weil irgendwer keine Zeit oder Lust mehr hat, uns mit seiner großen warmen Hand noch mal neuen Schwung zu geben, und werden langsamer und langsamer. Schließlich sitzen wir da, umklammern die kühlen Kettenglieder, rammen die Schuhspitzen in die Erdkuhle unterm Schaukelgerüst und wirbeln ein bisschen Staub auf. Wir könnten jetzt selber schaukeln, aus eigener Kraft, könnten rückwärts Anlauf nehmen, uns abstoßen und keuchend höher hinauskommen, immer noch ein bisschen höher und höher, ganz allein. Aber das ist nicht dasselbe.

Irgendwer ruft nach uns, wir haben die Zeit vergessen und müssen jetzt gehen, es wird schon dunkel. Das mit dem Fliegen hat nicht geklappt, dabei waren wir so kurz davor.

Beim nächsten Mal, beim nächsten Mal ganz ohne Zweifel.

 

EINS
Der Mittwoch

Nothing fucks you harder than time.
SER DAVOS SEAWORTH, GAME OF THRONES

Die Heldin
11. JULI 2018
ABENDS GEGEN HALB ACHT – BOCHUM

»Kannst du nicht schneller, Papa? Guck mal, wie schnell ich
fahr!«
Roland Ziemer versucht, gleichzeitig seine Tochter neben ihm auf dem Bürgersteig und den Verkehr auf der Knappenstraße im Blick zu behalten. Zum Glück radelt sie für ihr Alter nicht nur schnell, sondern auch schon verdammt sicher. »Ja, ich seh’s, Greta, aber nicht noch schneller, okay?«

Sie wirft ihre dunkelbraunen Haare zurück und drosselt etwas das Tempo.
»Du, Papa?«
»Ja?«
»Warum wolltest du denn gar kein Eis bei Oma?!«
»Der Opa hatte heute so viele Bratwürste auf dem Grill,
danach hatte ich gar keinen Hunger mehr.«
Die Wahrheit ist, dass Ludwig Ziemer neben vielen Bratwürsten auch einige halbe Liter mit seinem Sohn verzehrt hat, die sich mit Eis schlecht vertragen hätten, während Greta hinten auf dem Rasen mit ihrer Oma begeistert Mölkky spielte.
Mit der ganzen Kraft ihrer knapp vierjährigen Beine tritt sie jetzt in die Pedale.
Immer wenn kein Regen in Sicht oder Gretas Mama beim Volleyball ist, schwingen Roland Ziemer und seine Tochter sich auf ihre Sättel. Gewissenhaft hat Greta den orange gepunkteten Helm festgezurrt und die Klingeln getestet, mit ihren kurzen Fingern den Reifendruck überprüft, wie sie es bei Herrn Faber von nebenan beobachtet hat, und dann geht es los, über die weniger befahrenen Wege bis zum Königsbüscher Wäldchen und weiter an den Kemnader See: erst den Spechten zuhören, die keinen Feierabend kennen, dann eine große Pommes teilen. Sie können so schnell radeln, dass die Sonne niemals untergeht, sie sind die Giganten der Feldwege, Helden auf Rädern, und manchmal, wenn es nach den Pommes noch was Süßes gibt, dann wird es ein perfekter Tag gewesen sein.

Bei der letzten Tour hat Greta gefragt, »ist dir schon wieder was ins Auge geflogen, Papa?«, als Roland sich hinterm Hustadtring etwas aus dem Gesicht wischte.

Ich bin live dabei, sackte es ihm vom Kopf bis ins Herz, wenn sie die Welt entdeckt. Und sie hat keinen Funken Angst, kein bisschen.

 

Zur kompletten Leseprobe 📖

Volker Jarck

Volker Jarck

»Volker Jarcks große Kunst besteht darin, das Große und Schwere des Lebens ganz leicht erzählen zu können und das Leichte ganz großartig«, schreibt die Frankfurter Neue Presse über den 1974 geborenen Autor. Volker Jarck hat im Buchhandel gejobbt, in Bochum Literatur studiert und Theater gespielt, in Frankfurt am Main und Berlin bei großen Verlagen als Lektor und Programmleiter gearbeitet. Sein erster Roman »Sieben Richtige« stand auf der Shortlist des Literaturpreises Ruhr. Volker Jarck lebt mit seiner Frau in seiner norddeutschen Heimatstadt.