Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe
Simon Vestdijk Über Der Proceß von Franz Kafka 5
Gerhard Kurz Kommentar zu Simon Vestdijks Vortrag Over Der Proceß van Franz Kafka 18
Thomas Wild Beispiel: Spazierengehen – Kafkas plötzlicher Spaziergang = Begierde. Hannah Arendt begegnet Franz Kafka 29
Manfred Geier Wie es begann. Die Geburt der Literatur aus dem Geist der Philosophie 40
Carolin Duttlinger Franz Kafka: Ablenkung, Wachsamkeit, Paranoia 47
Matthias Bormuth/Reiner Stach Hüter der Verwandlung. Ein Gespräch über Franz Kafka 89
Hans-Gerd Koch »Wettrennen der Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit«. Zur Ausgabe der Briefe Franz Kafkas von 1921 bis 1924 119
Vivian Liska Kafkas biblische Weltzuwendung 128
Barbara Hahn »Sehr bestohlen worden«. Margarete Susman klagt 142
Mark M. Anderson Gender und Sexualität 147
Valeria Gordeev Elf Töchter. Eine Familienaufstellung 157
Christian Thanhäuser Dann geschah. Kirschholzschnitte zu Franz Kafkas Jäger Gracchus 164
Aus dem Archiv
Ilse Aichinger Die Zumutung des Atmens. Zu Franz Kafka 175
Wolfang Hilbig Vorblick auf Kafka 180
Rudolf Kayser Franz Kafka. Nachruf 190
Die Autor*innen und Übersetzerinnen 192
Die NEUE RUNDSCHAU im 133. Jahr
Herausgegeben von den Lektor*innen des S. Fischer Verlags
"Eine freie Bühne für das moderne Leben schlagen wir auf. Im Mittelpunkt unserer Bestrebungen soll die Kunst stehen; die neue Kunst, die die Wirklichkeit anschaut und das gegenwärtige Dasein." So stand es auf der ersten Seite des 1890 erschienenen ersten Hefts der Freien Bühne für modernes Leben. Die „neue Kunst", das meinte damals nicht zuletzt den Naturalismus, doch waren die Grenzen - ganz wie im Verlagsprogramm Samuel Fischers - nicht eng gezogen. Um die Abgrenzungen zwischen den Lagern sollte sich die Zeitschrift auch unter ihrem neuen Namen, den sie ab 1904 führte, recht wenig kümmern: Die Neue Rundschau wurde schnell zum arrivierten Forum moderner Literatur und Essayistik. Das lässt sich an den Namen der Beiträger ablesen, doch fast ebenso deutlich an dem Umstand, dass die avantgardistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit selten ohne Seitenhieb auf sie auskamen.
Nach 1945 entfielen die Anlässe zu solchen Scharmützeln; die Neue Rundschau hielt ihre Stellung als eine der großen europäischen Kulturzeitschriften. Blättert man in ihren Jahrgängen, sieht man sich einer beeindruckenden Tradition gegenüber, die es fortzusetzen gilt. Zu ihr gehört die Verbindung zwischen Essays und Literatur, zwischen theoretischen Reflexionen und Stücken poetischer Praxis, zwischen den Wissenschaften und den Künsten. Die Neue Rundschau versteht sich als ein Ort intellektueller Debatten, literarischer Neuentdeckungen und Wiedererinnerungen.