Es ist reich gewesen
Bericht vom Sterben meiner Mutter
Verena Stefan schreibt über das Sterben, über Nichtachtung und die geheime Liebe zwischen Mutter und Tochter, über Körper und Schrift.
Es ist reich gewesen. Dieser Ausspruch der Mutter setzt eine Zäsur. Sie nimmt Abschied. Ihr Leben ist reich gewesen: voller Begabungen, Stoffe, Körper, turbulenter Ereignisse, innerer Qualen. Mit diesem Satz könnte sie Frieden schließen mit ihrem Leben. Die Schublade mit den Tagebüchern ist gefüllt. Die Mutter, die ein Leben lang Tagebuch geschrieben hat, stirbt. Die Tochter, die Schriftstellerin geworden ist, begleitet sie. Der Vater, ein Bruder, eine Schwägerin ebenfalls. Mutter und Tochter können sich trotz früherer erbitterter Kämpfe mit Worten, Sätzen und Traumbildern begegnen. Die Tochter läßt sich von einzelnen Sätzen der Mutter in der Sterbebegleitung führen. Die Sätze bilden die innere Struktur des Buches.
Im Sterben rückt die Sehnsucht nach Liebe und Nähe ganz nah. Die Tochter erinnert sich an die Zeit, in der ihr jede Berührung der Mutter zuwider war. Sie erinnert sich an die Schlüsselszenen ihrer Annäherung, an die Friedensabkommen zwischen der verzagten gottgefälligen Welt der Mutter und der rebellierenden lesbischen Welt der Tochter. In den Tagebüchern entpuppt sich die Mutter als zutiefst Verzweifelte, im Leben als zutiefst Vitale, die alles Stoffliche liebt. Im Sterben wird sie eine andere. Sie offenbart tiefes Wissen. Aus ihrer Liebe zu Frauen heraus sieht die Tochter, wie es gewesen wäre, vom Stolz ihrer erotischen Kraft zu lernen.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
Es ist reich gewesen. Dieser Ausspruch der Mutter setzt eine Zäsur. Sie nimmt Abschied. Ihr Leben ist reich gewesen: voller Begabungen, Stoffe, Körper, turbulenter Ereignisse, innerer Qualen. Mit diesem Satz könnte sie Frieden schließen mit ihrem Leben. Die Schublade mit den Tagebüchern ist gefüllt. Die Mutter, die ein Leben lang Tagebuch geschrieben hat, stirbt. Die Tochter, die Schriftstellerin geworden ist, begleitet sie. Der Vater, ein Bruder, eine Schwägerin ebenfalls. Mutter und Tochter können sich trotz früherer erbitterter Kämpfe mit Worten, Sätzen und Traumbildern begegnen. Die Tochter läßt sich von einzelnen Sätzen der Mutter in der Sterbebegleitung führen. Die Sätze bilden die innere Struktur des Buches.
Im Sterben rückt die Sehnsucht nach Liebe und Nähe ganz nah. Die Tochter erinnert sich an die Zeit, in der ihr jede Berührung der Mutter zuwider war. Sie erinnert sich an die Schlüsselszenen ihrer Annäherung, an die Friedensabkommen zwischen der verzagten gottgefälligen Welt der Mutter und der rebellierenden lesbischen Welt der Tochter. In den Tagebüchern entpuppt sich die Mutter als zutiefst Verzweifelte, im Leben als zutiefst Vitale, die alles Stoffliche liebt. Im Sterben wird sie eine andere. Sie offenbart tiefes Wissen. Aus ihrer Liebe zu Frauen heraus sieht die Tochter, wie es gewesen wäre, vom Stolz ihrer erotischen Kraft zu lernen.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
Erscheinungstermin: 15.09.2015
- Verlag: FISCHER Digital
- Erscheinungstermin: 15.09.2015
- Lieferstatus: Verfügbar
- 154 Seiten
- ISBN: 978-3-10-560484-7
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