Alles fließt, aber das Buch liegt, gedruckt und noch nicht erschienen, im Dunkeln. In dem Moment, wo sich das Buch schließt, kommen die vergessenen Geschichten. Auf der Lesereise begegnen sie mir wieder.
Fahrt entlang des Rheins im Zug, unterwegs zu Lesungen in Koblenz, Düsseldorf, Bad Godesberg, Oberwesel: Wie ein Prospekt fährt der Mittelrhein am Fenster vorbei. In der Neigung des Zuges wird Turners Dynamisierung des Blicks spürbar, er zeichnete die Landschaft in all ihrer perspektivischen Verschiebung, die er beim Wandern, zu Fuß und im Boot, später vom Dampfer aus beobachtete. Im Zug: Drive-by-Turner.
Koblenz, wo ich herkomme: die erste Lesung vor Publikum. Die online-Premiere im Literaturhaus Frankfurt war ohne Gegenüber, nur die Kamera und der Moderator Jan Wilm auf dem Schirm. Hauke Hückstädt lobt begeistert das Buch, ich werde rot und lese stockend, als würde ich dem eigenen Text nicht trauen. In Koblenz geht es besser, als hätte der Text Augen. Organisiert hat die Lesung Rainer Marquardt von der Reuffel-Buchhandlung, in der ich meine Schulbücher kaufte. Es kommt auch der Deutschlehrer von früher in den Festungsbau mit Blick über Stadt und Fluss. Er stellt fest, ich hätte mich gar nicht verändert.