FISCHER Taschenbuch

FISCHER Taschenbuch

Das Zeitalter des Taschenbuchs begann für die ›Fischer Bücherei‹  (aus der später der Fischer Taschenbuch Verlag wurde)  im Frühjahr 1952, es erschienen die ersten sechs Titel im neuen Format. Der Spruch (heute würde man »claim« sagen) »Das gute Buch für jedermann« drückte in bestechend klarer Form den Wunsch von Gottfried und Brigitte Bermann Fischer – Schwiegersohn und Tochter von Samuel Fischer – aus. Es entstand eine anspruchsvolle Buchreihe, die durch ihre Ausstattung und einen niedrigen Preis breiten Leserschichten zugänglich wurde. Band eins war Thornton Wilders ›Brücke von San Luis Rey‹, noch heute ist der Roman lieferbar.

Die Nachfrage nach Literatur und Wissen war in der Bundesrepublik Deutschland nach den Jahren der NS-Herrschaft und der geistigen Isolation riesig. Mit den Taschenbüchern sollte der Anschluss an die Welt der Literatur, Wissenschaft und Kunst wieder möglich sein. Zum Preis von einer Mark und neunzig Pfennig gingen die ersten Bände der Fischer Bücherei über den Ladentisch – von Anfang an mit dem einprägsamen Signet der drei Fische, das Wolf D. Zimmermann entworfen hatte. Sie wurden den Buchhändlern förmlich aus den Händen gerissen. So waren die ersten 50.000 Exemplare der ›Brücke von San Luis Rey‹ bereits vor der Auslieferung allein durch Vorbestellungen nahezu vergriffen.

Für die handlichen Broschurbände wurden auch neue Arten der Vermarktung entwickelt. Gemeinsam mit Otl Aicher von der Hochschule für Gestaltung in Ulm entwarf Brigitte Bermann Fischer 1957 einen drehbaren Ständer zur Präsentation der Bücher. Die Drehsäule, die Hans Magnus Enzensberger liebevoll den »Baum der Erkenntnis« genannt hat, war bald nicht mehr aus den Buchhandlungen weg zu denken.

Fischer wagte sich auch programmatisch an absolute Neuheiten im Taschenbuchformat: Sachbücher, Wissen­schafts­titel und Enzyklopädien. Noch 1952 startete die Reihe ›Bücher des Wissens‹, vornehmlich Werke der Psychologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Politik. Auch der Erfolg des ersten Titels ›Einstein und das Universum‹ mit einem Nachwort von Albert Einstein machte deutlich, dass Taschenbücher keinesfalls die Profanierung höchster geistiger Güter bedeuten mussten, wie damals manche Kritiker befürchteten. 1957 stellte man im Verlagshaus (damals auf der Frankfurter Zeil) das ›Fischer Lexikon‹ vor. Jedem Wissensgebiet war ein eigener Band gewidmet, so dass vor allem der junge Leser nicht zum Kauf des gesamten Nachschlagewerkes gezwungen war. 1959 erschien dann das Kompendium ›Fischer Weltalmanach‹ zum ersten Mal, das Daten und Fakten zu allen Ländern der Welt versammelt.

1965 entstand der erste Band der ›Fischer Weltgeschichte‹, die ebenso einem aufklärerischen Anspruch entsprang und wohl in kaum einem Buchregal historisch interessierter Leser fehlt. Ein internationales Autorenteam erarbeitete eine »neue Weltgeschichte für eine neue Welt«, nicht aus einer eingeschränkten europäischen Sichtweise, sondern global – und dies verbunden mit dem Anspruch, auch moderne Forschungsperspektiven der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte einzubeziehen. Seit Mitte der 90er Jahre führt die Reihe ›Europäische Geschichte‹ die Tradition der historischen Wissenschaftseditionen im Taschenbuch fort.

Der Fischer Taschenbuch Verlag wurde im Jahr 1966 als GmbH und Tochterunternehmen des S. Fischer Verlags gegründet, um die Fischer Bücherei KG abzulösen. Allerdings erschien das erste Taschenbuch mit diesem Eindruck erst im zweiten Halbjahr 1971, bis dahin erschienen die Bücher unter der Bezeichnung Fischer Bücherei.

In den späten 60er und den 70er Jahren prägten vor allem politische Titel und Reihen das Gesicht der Taschenbücher bei Fischer, so zum Beispiel das berühmte Buch von Alice Schwarzer ›Der »kleine Unterschied« und seine großen Folgen‹ oder Herbert Gruhls ›Ein Planet wird geplündert‹. Seine Schreckensbilanz der Politik avancierte zur Bibel der Umweltbewegung. Diese beiden Taschenbücher von 1977 und 1978 stehen für die Reihen ›Die Frau in der Gesellschaft‹ (in der bis heute Sachbuchtitel und Unterhaltungsliteratur erscheinen) und für die Reihe ›fischer alternativ‹, die bis weit in die 80er Jahre alternative Lebensformen zum Thema hatte. 1977 wurde die ›Schwarze Reihe‹ begründet (offiziell ›Die Zeit des Nationalsozialismus‹), die weltweit größte Reihe zu diesem Thema. 


Im Februar 2008 erschien der erste Band der Reihe ›Fischer Klassik‹, in der die berühmtesten, bekanntesten, wichtigsten Werke der Weltliteratur erscheinen, von Homer bis hin zu Werken Thomas Manns. Die Reihe, die mehrere hundert Bände umfasst, ergänzt den Lesetext durch viele weiterführende Informationen –  mit Daten zu Leben und Werk, herausgegeben von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK, und einem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Gottfried Bermann Fischer hatte 1952 das Ziel ausgegeben, „eine Taschenbuchserie von hohem Niveau zu schaffen, aus den Taschenbüchern mehr zu machen als nur eine Serie billiger Nachdrucke bereits erschienener Romane“. Dieses Ziel ist unverändert – die Bücher erscheinen heute als Imprint „FISCHER Taschenbuch“, noch immer mit den charakteristischen drei Fischen.

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