Dieses seltsame Gefühl rührt woanders her. Erst vor wenigen Tagen hat der neue Präsident der Vereinigten Staaten angeordnet, dass sämtliche Flüchtlinge sowie Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern vorübergehend nicht in die USA einreisen dürfen. Ich bin im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft, besitze ein genehmigtes Einreisevisum. All das betrifft mich im Grunde nicht.
Es ist nicht meine erste New York-Reise, ich kenne die üblichen Wartezeiten und langen Schlangen bei der Einreise. Aus aktuellem Anlass habe ich mich zeitlich auf ein noch strengeres Prozedere eingestellt, Handys sind in diesem Bereich verboten, aber ich habe Bill Cleggs frischgedruckten Roman ›Fast eine Familie‹ im Handgepäck. Eigentlich als Mitbringsel für den New Yorker Autor und Literaturagenten gedacht, soll er mir jetzt als rettende Lektüre dienen. Doch am John F. Kennedy-Flughafen ist von dem erwarteten Ausnahmezustand nichts zu spüren, vielmehr herrscht eine fast gespenstige Ruhe an der Grenzkontrolle, auch in der Ankunftshalle ist nichts mehr von den wütenden Demonstranten zu sehen, deren Bilder noch am Vortag durch die Nachrichten gingen. Nur ein trauriges Häufchen »NoBan«-Pappschilder entdecke ich als einsame Nachhut etwas verschämt in einem Eck.
Mit dem A-Train geht es in Begleitung von Pendlern aus Long Island und Brooklyn über den East River nach Manhattan. Ich darf mich glücklich schätzen, das Manhattan Square Hotel für die nächste Woche meine Bleibe nennen zu dürfen.
Als die Boeing 767 aus Frankfurt nach gut achtstündigem Flug amerikanischen Boden erreicht, ist mir leicht flau im Magen, nicht wegen des Landevermögens des Piloten oder der Überdosis von dem, was Delta Airlines unter der Bezeichnung »Kaffee« zum Frühstück serviert hat.