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Unser Jahr in Bergen-Enkheim

In ihrer Antrittsrede als Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim plädiert die Autorin Ruth Schweikert für den »Zwiespalt als Position des Erzählens« und lädt dazu ein, das Stadtschreiberhaus für Flüchtlinge zu öffnen.

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© Foto: Andreas Labes

Liebe Anwesende, liebe Bergen-Enkheimerinnen und Bergen-Enkheimer, liebe zukünftige Nachbarinnen und Nachbarn auf Zeit,

Max Frisch hat 1965 die Sätze geprägt: »Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr: man hat Arbeitskräfte gerufen und es kommen Menschen.« Er sprach von den so genannten Gastarbeitern oder Saisonniers in der Schweiz, beides vielsagende Begriffe, gerade darin, wie sie die tatsächlichen Verhältnisse verklären, denn wie Gäste behandelt wurden die Männer und Frauen, die im Baugewerbe, in der Industrie und Hotellerie Niedriglohnarbeit verrichteten, höchstens insofern, als man sie nach jeweils neun Monaten wieder des Landes verwies. Auch Saisonnier klingt freundlich und gemahnt an den natürlichen Verlauf der Jahreszeiten, als wären diese Menschen mehrjährige Pflanzen, die im Spätherbst eingehen, um im Frühjahr wieder auszutreiben. Die Wintermonate verbrachten diese Menschen aber nicht unter der Erde, sondern in Italien, Spanien oder der Türkei bei ihren Familien; wenn beide, Vater und Mutter aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen waren, in der Schweiz zu arbeiten, wuchsen ihre Kinder notgedrungen bei Verwandten auf, oder die Eltern hielten sie in der Schweiz vor den Behörden versteckt.

Warum erzähle ich das?

Im Vorfeld des heutigen Abends wurde ich mehrfach auf die beiden Geburtsjahre angesprochen, die das Internet zu meiner Person bereithält, 1964 und 1965; der Zweifel sollte ausgeräumt, der twi-falt, der Zwiespalt aufgelöst werden zugunsten der Wahrheit – das Wort hier zweifellos eine Schuhnummer zu groß, zugunsten der Klarheit vielleicht eher; die Frage ließ sich in der Tat schnell klären, auch wenn es dazu eine Geschichte gibt, die ich ihnen gleich erzähle; der Zweifel indessen blieb, meine Zweifel blieben, ein Zwiespalt, in dem ich immer noch stecke, nicht ausgelöst von der Frage nach meinem Geburtsjahr, sondern von der Tatsache, dass mir an diesem schönen Ort ein Vierzimmerhaus und eine beträchtliche Geldsumme zur Verfügung gestellt wird, während es gleichzeitig Millionen von Menschen gibt, die auf der Flucht sind vor Armut oder Krieg, Menschen, die weder ein Dach über dem Kopf haben noch Aussicht auf eine Arbeit oder eine Perspektive für ihr Leben, die über den nächsten Tag, die nächste Mahlzeit hinausreicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, könnten Sie einwenden; ich kenne diese Einwände aus den Zwiegesprächen, die ich mit mir selber führe; dennoch: mein erster, mein zweiter und dritter Impuls war es, dieses Häuschen an Flüchtlinge weiter zu reichen, beziehungsweise dieses Häuschen mit zwei, drei Menschen aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea zusammen zu bewohnen und gemeinsam mit ihnen Möglichkeiten zu entwickeln, um von diesen Erfahrungen zu erzählen. Was dabei entstünde, ein mehrstimmiges, mehrsprachiges Textkonvolut hieße ›Unser Jahr in Bergen-Enkheim‹ oder so ähnlich, und ich stellte mir weiter vor, in diesem Häuschen jeden Freitagabend ein einfaches Essen zu veranstalten, das offen wäre für alle an diesen Begegnungen interessierten Bergen-Enkheimerinnen und Bergen-Enkheimer. Ich stelle es mir noch immer vor, und vielleicht stellen auch Sie es sich einen Moment lang vor. Was wäre damit gewonnen? Ich hätte Sie für einen Entwurf gewonnen, einen Denk- und Spielraum der Möglichkeiten, der sich nun nicht mehr nur in meinem, sondern auch in Ihren Köpfen eröffnete.

Der Zweifel, der Zwiespalt als Position: Als ich am 15. Juli 1964 in Lörrach als Kind einer deutschen Mutter zur Welt kam, war ich Bürgerin der BRD; als meine Eltern fünf Monate später in Basel heirateten – mein Vater ist Schweizer – machte das geltende Recht aus dem unehelich geborenen deutschen Mädchen flugs ein (nachträglich auch noch für ehelich erklärtes) Schweizer Meitli, Namensänderung inbegriffen, aus Ruth Schneider wurde Ruth Schweikert. Das Meitli hatte dabei, wie weltweit alle kleinen Kinder in ähnlicher Situation, keine Wahl und auch kein Verdienst an seiner neuen Staatsbürgerschaft. Seine Mutter hingegen konnte sich mit der Hochzeit frei entscheiden: Wollte sie Deutsche bleiben oder lieber Schweizerin werden, bitteschön, beides war problemlos möglich (nur leider nicht beides zusammen), und das ganz ohne Wissens-, Gesinnungs- oder Wohnungseinrichtungsprüfung, wie meine Mutter sich noch im höheren Alter verwundert und auch ein wenig verschämt erinnerte. Anderen ausländischen Arbeitskräften – meine Mutter hatte als sogenannte Grenzgängerin in Basel gearbeitet – ging es anders, ganz anders; als Groteske mag uns heute erscheinen, dass die Schweizer Einbürgerungsbeamten die einbürgerungswilligen Italiener etwa auf ihren Olivenölkonsum zu überprüfen hatten, der durch einen mindestens ebenbürtigen Butterkonsum kompensiert werden musste, sollte die Einbürgerung reelle Chancen haben.

Meine Mutter wählte die Schweiz. Nicht nur auf dem Papier, auch mit dem Herzen – das betonte sie mit eigentümlichem Stolz, den ich schon als Kind wahrgenommen hatte und der mir spätestens dann suspekt wurde, als ich zum ersten Mal vom Zweiten Weltkrieg und den deutschen Verbrechen hörte.

Ich war also zunächst ein unehelich geborenes Kind, und das war Mitte der sechziger Jahre noch nicht eine von zwei Möglichkeiten, sondern ein Stigma. Meine Mutter zumindest muss es so empfunden haben, sonst hätte es nicht so lange gedauert, bis sie es mir erzählte oder vielmehr gestand. Ich war vierzehn oder fünfzehn, und wir drei halbwüchsigen Kinder waren mit der Mutter allein in den Ferien. Eine kleine Reise durch den Süden der damaligen BRD, Freundschaften und Sehenswürdigkeiten entlang, der mütterlichen Biografie nach, die mich stärker denn je beschäftigte. Das hatte wenig zu tun mit den frühen kleinen Kränkungen, die ich erfahren hatte, wenn die Nachbarskinder die Mutter nachäfften; »iineko« rief sie uns zum Abendessen statt „inecho“, eine leichte Abweichung nur von der aargauischen Dialektnorm, der zu entsprechen meine Mutter sich alle Mühe gab, was ihr auch ganz gut gelang. Sie kam ja nicht aus Hamburg oder Berlin, sondern aus dem Badischen, und »Hochdeutsch« war für sie genauso eine halbe Fremdsprache wie für die Deutschschweizerinnen und -schweizer. Eine harmlose Neckerei unter Kindern also; trotzdem sehe ich die Szene noch lebhaft vor mir – und verstehe erst jetzt, beim Schreiben und also Vergegenwärtigen, weshalb: Die Mutter steht im Küchenfenster und ruft zum zweiten oder dritten Mal, »Ruth, Urs, Martin iineko«, und »Ruth, Urs, Martin iineko« echoen die Nachbarskinder zum zweiten, dritten, vierten Mal, so oft, bis ich es ihnen gleichtue, lauter als alle anderen (meine jüngeren Brüder stehen stumm daneben), und noch während ich rufe, trifft mich Mutters Blick. Ich drehe mich weg, plötzlich beschämt über den Verrat an ihr, an mir selbst.

Wenn ich mich an dieser Stelle frage, wie wir später den Italienerkindern, den spanischen Mitschülerinnen und Mitschülern begegneten, im Unterricht, auf dem Pausenplatz, oder wenn wir sie nachmittags im Garten des nahen Asilo erspähten, ein Kinderhort, der von italienischen Nonnen geführt wurde, erinnere ich mich nur undeutlich. Weder an Schlägereien noch an wüste Beschimpfungen, schon gar nicht an Hass. Ich hätte auch gern Italienisch gekonnt und die Nonnen faszinierten mich. Wodurch hätten wir uns auch bedroht fühlen sollen? Die Welten waren weitgehend getrennt; die Valettis und Garcias besaßen keine Einfamilienhäuser im Zelgliquartier, und ihre Kinder, Arturo, Jaime und Candida hatten wenig Chancen, nach der fünften Klasse in die Bezirksschule zu kommen. Wir Schweizerkinder – und zu ihnen gehörte ich fraglos –, wir Schweizerkinder hatten es nicht nötig, die Gastarbeiterkinder auszugrenzen, das übernahmen die sozialen Verhältnisse, die Schwarzenbach-Initiative, das Schulsystem, die Gesellschaft für uns.

Was mich beschäftigte, war ein diffuses Unbehagen. Es war ja nicht so, dass zwischen der eingebürgerten deutschen Mutter und dem Schweizer Vater, dessen Mutter aus Sachsen stammte, Welten aufeinander geprallt wären, Gott behüte; und auch im erweiterten Umfeld es gab nichts Fassbares, noch nicht einmal ein Misstrauen gegenüber »den Deutschen«, gegen das ich mich hätte wehren müssen. Es war im Gegenteil das Fehlen von etwas. Selten oder nie kam zur Sprache, was in den Siebzigerjahren die Generation meiner Mutter und diejenige meines Vaters prägte und trennte: Die Erfahrung von Indoktrination und Krieg, das Wissen um Verbrechen und Schuld auf der einen Seite; die Vorstellung von geistiger Landesverteidigung und physischer Wehrbereitschaft, gekoppelt mit dem fragilen Glücksempfinden, vom Ernstfall verschont geblieben zu sein auf der andren Seite.

Wenn wir unsere Verwandten in Badisch Rheinfelden besuchten, Oma, Tante, Onkel sowie die sechs Cousinen und Cousins, eilte ich, kaum hatten wir auf der Schweizer Seite der Rheinbrücke den Zoll passiert, den anderen voraus, um für ein paar Minuten das zu empfinden, was ich kaum benennen konnte, und hier mit einem Zitat aus ›Wie wir älter werden‹ zu rekonstruieren versuche: »Dort, in der Mitte der Rheinbrücke stehend, einen Fuß in der Schweiz, den anderen in Deutschland, hatte sie sich zum ersten Mal zuhause gefühlt, den Blick auf den breiten weißen Strich gerichtet, der die Grenze markierte und die Mitte ihres Körpers, den er in zwei Teile schnitt.«

Die Brücke gibt es heute noch, nur der breite weiße Strich ist verblasst.

Wir saßen in Tübingen auf einer Parkbank, meine Mutter und ich. Es war Sommer und wir saßen am Neckarufer, vis-à-vis vom Hölderlinturm, den wir zuvor besichtigt hatten. Ich erinnere mich an den leichten Schwindel, der mich befallen hatte vor Hölderlins Schreibtisch, der mehr als von der Aura des tragischen Dichters von seiner Abwesenheit zeugte, von der ungeheuren Zeit, die seit seinem Tod vergangen war und nicht zu fassen. Trotzdem (oder vielleicht deswegen) war ich kaum aus dem Zimmer zu bringen; während die jüngeren Brüder längst draußen herumtollten, wäre ich am liebsten für immer dort geblieben. Für immer, soviel Pathos musste sein, um Hölderlins Wahnsinn halbwegs aufzuwiegen. Denn wahnsinnig sei er gewesen, so hieß es, der Schöpfer von ›Hälfte des Lebens‹, das mich »ergriffen« hatte, so hätte ich damals wohl mein Empfinden in Worte gefasst. Hölderlin wurde 73 Jahre alt, und fast genau die zweite Hälfte seines Lebens hat er im Tübinger Turmzimmer verbracht, von 1807 bis 1843, nachdem er aus einer psychiatrischen Klinik entlassen worden war. ›Hälfte des Lebens‹ ist eines der wenigen Gedichte, die ich auswendig kann, (»Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.«) 

Und wahnsinnig werden, das wollte ich unbedingt, wenn mir dafür im Gegenzug solche Gedichte gelängen. Noch heute glaube ich, die Atmosphäre in Hölderlins Zimmer zu spüren, sehe mich am Fenster stehen und auf den Neckar blicken, sein grünes, schnell fließendes Wasser. Natürlich ist fast alles an dieser Erinnerung falsch; der Turm brannte ein paar Jahrzehnte nach Hölderlins Tod bis auf die Grundmauern ab; was ich im Sommer 1978 oder 79 betreten habe, war eine Rekonstruktion. Was Mutter mir auf jener Parkbank sagte, war tatsächlich ein Geständnis mit allen dazu gehörigen Ingredienzien: Rechtfertigungsversuche (sie war immerhin schon über dreißig, als »es passierte«) und Schweigepflicht gegenüber den jüngeren Brüdern. Kein Wort übrigens über meinen Vater, sie nahm alle eingebildete Schuld auf sich. Meine Mutter, geboren 1930, schämte sich nicht für ihre Zugehörigkeit zu einem Land, das die Verbrechen des Nationalsozialismus zu verantworten hatte; sie schämte sich dafür, dass sie nicht als Jungfrau in die Ehe gegangen war. Das war es, was sie mir auf jener Parkbank erzählte, und es erzählte mir weit mehr.

Meine Eltern hatten bis dahin einfach ein Jahr unterschlagen und mir den 8. Dezember 63 – statt 64 – als ihr Hochzeitsdatum untergejubelt. Das passte haarscharf zum 15. Juli 64, wenn man berücksichtigte, dass ich fünf oder sechs Wochen zu früh zur Welt kam. Ich habe die Scham meiner Mutter und die diesbezügliche Komplizenschaft meines Vaters jahrelang für eigene Zwecke missbraucht, indem ich mich ein Jahr jünger machte. Erst als ich vierzig wurde – angekommen, wenn nicht in der Hälfte des Lebens, so doch in der Hälfte der statistischen Lebenserwartung –, mochte ich das Spiel nicht mehr fortsetzen und gestand mein wirkliches Alter ein, mit furchtbarer Mühe allerdings, als hätte sich die mütterliche Scham nicht nur fortgepflanzt, sondern durch das Verschweigen vervielfacht, und als läge darin nicht nur ein privates kleines Drama, sondern als spiegle sich darin ein Teil der deutschen Geschichte.

Der Zweifel, der Zwiespalt als Position des Erzählens, das etwas zur Sprache bringt, das sich im Erzählen selbst erst zeigt und erschließt: der Zwiespalt, in den die Annahme des Stadtschreiberpreises mich stürzt, führt mich zu Max Frisch und den Flüchtlingen zurück, zur Frage, wie wir uns über die Welt verständigen können; Max Frisch hat mit seinen Sätzen nicht die Lebensrealität der Fremdarbeiter verändert, aber unseren Blick darauf; wir haben Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen; in Abwandlung und Fortführung ließe sich heute sagen: Wir haben keine Flüchtlinge gerufen, aber sie sind hier. Oder: Wir haben keine Flüchtlinge gerufen, und es kommen Menschen. Oder: Wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern wir sind Teil einer humanitären Notlage.

Zur dieser humanitären Notlage gehören zuallererst die Menschen auf untauglichen Schlepperbooten, Lastwagen oder in überfüllten Auffanglagern, die Lebenden, die Sterbenden und die Toten, es gehört das Lavieren der einzelnen Staaten innerhalb und außerhalb der EU über Verantwortlichkeiten und Kapazitäten dazu, es gehört jeder einzelne Hasskommentar in einem der unzähligen Blogs dazu, es gehören die Leute dazu, die sich vor Notunterkünften mit der Polizei Straßenschlachten geliefert haben; und es gehört jeder Einzelne, jede Einzelne dazu, in dem was er oder sie sagt, tut, denkt, und auch in dem was er oder sie nicht sagt, tut, denkt, auch wir hier und jetzt in unserem Festzelt, das sich, wenn Sie mir folgen mögen, einen Moment lang in ein Flüchtlingszelt verwandelt.

Denn wenn es so wäre, könnten wir uns vergegenwärtigen, dass die so genannten Wirtschaftsflüchtlinge, die Asylsuchenden aus Kriegs- und Krisengebieten ihre mühselige Reise ins Ungewisse nicht auf sich genommen haben, um »uns« zu bedrohen oder gar unsere Gesellschaft zu destabilisieren, dass diese Menschen nicht in der Absicht kommen, den EU-Bürgerinnen und -Bürgern, den Schweizerinnen und Schweizern ihre Wohnungen, ihre Arbeitsplätze, ihr tägliches Brot, den Käse, die Autos oder die Uhren wegzunehmen, sondern in der Hoffnung, ihr eigenes Leben menschenwürdiger und selbstbestimmter zu gestalten, und ja, vielleicht eines Tages auch Uhren und Autos zu kaufen. Vielleicht könnten wir uns darauf verständigen, diese humanitäre Katastrophe weder kleinzureden noch vor ihr zu kapitulieren, auch nicht vor unseren eigenen Ängsten, nicht vor Gleichgültigkeit und Gewalt, sondern sie als Herausforderung zu begreifen, die wir annehmen müssen. Denn nach allem, was wir wissen können, geht es nicht um eine Krise, die zu bewältigen wäre, sondern um unser aller Zukunft.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist es mir nicht leicht gefallen, diese Rede hier zu halten. Ob das Flüchtlingshaus in Bergen-Enkheim eine Vorstellung bleibt oder sich realisieren lässt, vermag ich noch nicht zu sagen; aber vielleicht, hoffentlich wird es andere Häuser geben, in denen Menschen willkommen sind, die darauf existentiell angewiesen sind; die Freitagsessen zumindest möchte ich einführen, wann immer ich hier bin, und ich würde mich freuen, wenn die eine oder der andere meine Einladung annimmt, auch und gerade dann, wenn Sie soeben den Kopf geschüttelt haben oder gar, wie ich, daran zweifeln, ob jene Steuergelder, die für den Stadtschreiberpreis eingesetzt werden, nicht besser ein paar Flüchtlingen zugute kämen.

Ruth Schweikert wurde 1965 in Lörrach geboren und ist in der Schweiz aufgewachsen. 1994 debütierte sie mit dem vielbeachteten Erzählungsband »Erdnüsse. Totschlagen«. Es folgten die Romane »Augen zu« (1998), »Ohio« (2005) und »Wie wir älter werden« (2015). 2019 erschien die literarische Recherche »Tage wie Hunde«, in der sich Ruth Schweikert ...

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