Es gibt bestimmte Begriffe, die ich als Journalistin eigentlich vermeide, da sie auf Sensation aus sind. Apokalypse zum Beispiel. Wenn es wirklich das Ende der Welt wäre, würde niemand ruhig am Computer sitzen und darüber schreiben.
Aber ich bin auch Imkerin in fünfter Generation. In den 70ern, als mein Großvater und ich nach Big Sur fuhren, um nach seinen Bienenstöcken zu sehen, wurde die Windschutzscheibe seines Trucks immer mit Insekten übersät. Sobald wir seine Imkerei erreichten, wurden wir mit lautem Gesumme begrüßt.
Mittlerweile berichten Imker weltweit von einer beunruhigenden Stille in ihren Bienengärten, und in diesem Jahr ist es sogar noch ruhiger geworden. Als ich ein Mädchen war, war es normal, dass ungefähr 10 bis 15 Prozent unserer Bienenvölker den Winter nicht überlebten. Seitdem nimmt das Bienensterben zu und erreichte vor zehn Jahren 40 Prozent. In diesem Jahr berichten amerikanische Imker von einer neuen Normalität: 50 bis 80 Prozent des Bienenstocks »stirbt aus«.
Und es betrifft nicht nur die Honigbienen. Weltweit sind – laut einer Studie des Journals »Biological Conservation« aus dem Jahr 2019 – unvorstellbare 40 Prozent der Insektenarten vom Aussterben bedroht.
Diese Insekten, die wir verlieren, sind keine Schädlinge; sie sind Bestäuber. Honigbienen, Hummeln, Motten, Schmetterlinge, Marienkäfer. Ohne sie stehen wir einem unvorstellbaren Verlust der Artenvielfalt sowie einem Zusammenbruch unserer Nahrungskette gegenüber. Allein die Honigbienen kommen für jeden dritten Bissen auf, den wir uns in den Mund stecken.
Also ja, ich benutze nun das »A-Wort«. Ich glaube daran, dass wir auf eine Insekten-Apokalypse zusteuern.
Aber ich habe einen starken Glauben an die Unverwüstlichkeit der Natur und an die Menschheit, daran dass wir aus unseren Fehlern lernen und etwas bewegen können. Honigbienen können sich unglaublich schnell vermehren – die Königin legt über 1.000 Eier am Tag. Sie könnten wieder zurückkommen, wenn wir ihnen nur die richtige und nötige Nahrung und einen gesunden Lebensraum geben würden.
Sie müssen nicht selber Imker werden, um zu helfen. Hier sind fünf einfache Tipps, mit denen Sie helfen können, die Bestäuber zu schützen:
1. Pflanzen Sie Wildblumen. Der Verlust des Lebensraums ist eine der größten Bedrohungen für Honigbienen und andere Bestäuber, die auf eine vielfältige Mischung von Nektar und Blütenstaub angewiesen sind. Kontaktieren Sie Ihren ortsansässigen Gartenbauverein, oder die Xerces Society (eine gemeinnützige Umweltorganisation, die sich auf die Erhaltung von Wirbellosen konzentriert, Anmerk. d. Red.) oder halten Sie auf Ihrem Smartphone Ausschau nach Apps wie BeeSmart, die nach Postleitzahl sortierte Anleitungen für den Anbau zur Verfügung stellen. Sie können auch darüber nachdenken, Wildblumensamen als Geschenk zu einer Party, einer Hochzeit oder zu den Nachbarn mitzubringen. Werfen Sie sie einfach in den Garten und schauen Sie den Wildblumen beim Wachsen zu.
2. Bauen Sie ein »Insektenhotel«. Eine großartige Unternehmung für Schulklassen, Familien und Gärtner. Schaffen Sie einen Lebensraum für Bestäuber, indem Sie Löcher in Baumstämme bohren, Schilfrohre und Tannenzapfen stapeln, so dass einzelne Bienen, Marienkäfer und andere Insekten dort einziehen können. Es gibt vorgefertigte Insektenhotels online zu kaufen, oder Anleitungen, um ein eigenes zu bauen.
3. Hören Sie auf, Pestizide und Herbizide in Ihrem Garten zu verwenden und nutzen Sie stattdessen natürliche Mittel, wie Niemöl und Kieselerde. Chemikalien zerstören das neurologische System der Insekten und verringern ihre sowieso schon spärlichen Nahrungsquellen, indem Blumen aus der Landschaft zunichte gemacht werden. Lassen Sie Ihr Umfeld mit Hilfe eines Hinweisschildes wissen, dass Ihr Hinterhof und Garten eine Zuflucht für Bestäuber ist und ermutigen und erziehen Sie Ihre Nachbarn, es Ihnen gleich zu tun.
4. Werden Sie ein Laien-Naturwissenschaftler. Entomologen (Insektenforscher) an Universitäten und Forschungszentren brauchen Ihre Hilfe bei der Überwachung der Insekten, um ihre Aufzeichnungen über die Gesundheit der Arten auf dem aktuellen Stand zu halten. Wenden Sie sich an Ihre ortsansässige Universität oder an eine Organisation wie das Great Sunflower Project und werden Sie Teil einer Studie.
5. Werden Sie politisch. Eine globale Bewegung gegen Pestizide in der Landwirtschaft nimmt Fahrt auf, da sich Wissenschaftler auf ein besonderes Set von fünf synthetischen Samensprays auf Nikotinbasis für blühende Pflanzen konzentrieren, die dafür verantwortlich sind, das zentrale Nervensystem der Bestäuber anzugreifen. Die Europäische Union hat drei Neonicotinoide verboten und Frankreich hat 2018 als erstes Land überhaupt alle fünf verboten. Finden Sie heraus, welchen Standpunkt Ihre Regierung in dieser Sache vertritt und schreiben Sie Ihren Abgeordneten, was Sie davon halten.
In einem Bienenstock gibt es einige Bienen, die als Hausmeister das Nest säubern, andere sind Krankenschwestern und füttern die Larven, wieder andere beschützen als Wachen den Eingang, Bauarbeiter kümmern sich um die Honigwaben aus Wachs, und die jungen Bienen bringen Nahrung in die Vorratskammer. Ein Bienenvolk gedeiht je nach der Fähigkeit der einzelnen Mitglieder einen kleinen Beitrag dazu beizusteuern. Gemeinsam können sie großartige Dinge vollbringen.
Wir können lernen, uns selbst zu retten, wenn wir ihrem Beispiel folgen.
Aus dem Englischen von Jasmin Rackl