Hinter den Kulissen

Was liest Sophie Priester?

Sophie Priester ist Volontärin bei S. Fischer. Wir haben sie darum gebeten, unseren Lesefragebogen auszufüllen. Dieser nimmt uns mit nach Miami, Brasilien und auf einen Abstecher ins »Eiscafé Europa«.

Was liest du gerade?
»Das Mädchen im Eisfeld« von Adelaïde Bon, übersetzt von Bettina Bach. Ein unglaubliches Buch, die Lektüre schmerzhaft. Bon erzählt poetisch und höchst reflektiert das Unbeschreibliche: Das Leben nach einer Vergewaltigung im Kindesalter. Teilweise kaum auszuhalten. 

Liest du auf Papier oder E-Reader?
Immer auf Papier. Ich verstehe die Vorzüge des E-Readers, aber ich konnte mich dafür nicht begeistern. Dafür halte ich zu gerne Bücher in meinen Händen. Außerdem liebe ich es, wenn Freunde mein Bücherregal durchschauen und Schätze daraus mitnehmen können. 

Was war das letzte Buch, das du nicht bis zum Ende gelesen hast?
»Die Blechtrommel« von Günter Grass habe ich irgendwann mal beiseite gelegt, ich weiß schon gar nicht mehr, weshalb. Ich habe aber fest vor, weiterzulesen. 

Was war das letzte Buch, das dich zum Lachen gebracht hat?
»Eiscafé Europa« von Enis Maci. Ich bewundere dieses Buch und musste oft schmunzeln und auch lachen. Manchmal war das Lachen bitter, da die Wahrheit erschreckend komisch und beängstigend zugleich sein kann; weil Maci diese Wahrheit so treffend beschreibt.  

Was war das letzte Buch, das dich zum Weinen gebracht hat? 
»On Earth We’re Briefly Gorgeous« von Ocean Vuong hat mich sehr berührt, da ist schon mal die eine oder andere Träne über die Wange gerollt. Auch bei meiner akutellen Lektüre (siehe Frage 1) hat es mir bereits Tränen in die Augen getrieben, da ich mich frage: Wie kann ein Mensch das ertragen? 

Was ist deine liebste Romanfigur? 
Robin aus »Miami Punk« vielleicht? Willem aus »Ein wenig Leben«? Oder alle Figuren aus »Die Wellen« von Virgina Woolf? Ach, diese Frage ist zu schwer. 

Welches Buch empfiehlst du für einen Trip nach Brasilien?
Ein brasilianischer Klassiker wäre »Dom Casmurro« von Joaquim Maria Machado de Assis, dessen Humor und Sprache ein Gefühl für die brasilianische Mentalität vermitteln kann. 

Manchmal schämt man sich dafür, ein bestimmtes Buch zu mögen – hast Du eins?
Eigentlich nicht. Früher habe ich einiges gelesen, was ich heute nicht mehr lesen würde, aber letztendlich hat doch jedes gelesene Buch seine Berechtigung und Zeit. 

Gibt es ein Buch, das alle Welt liebte, nur Du fandest es doof?
Eigentlich nicht. Oftmals läuft es bedauerlicherweise anders: Ich liebe ein Buch und die Welt findet es zwar nicht doof, aber hat es noch nicht für sich entdeckt. 

Welches Buch sollte Deiner Meinung nach jeder gelesen haben?
Für mein Verständis von Literatur waren (in ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten) »Sofies Welt« von Jostein Gaarder, »Sturmhöhe« von Emily Brontë und »The Waves« von Virginia Woolf Meilensteine. Also vielleicht eins davon? Sonst bin ich sehr dafür, dass Margarete Stokowski, Carolin Emcke und Eva Illouz von vielen Menschen gelesen werden. 

Welches Buch hast Du nie gelesen und wünschtest, Du hättest es?
Ach, da gibt es einige. Ich wünschte, ich hätte mehr brasilianische Literatur gelesen, aber das versuche ich nun nachzuholen. 

Zu welchem Buch kehrst Du immer wieder zurück?
Ehrlich gesagt, lese ich Bücher fast nie mehr als einmal. Dafür gibt es zu viel Ungelesenes. Ich gebe meine gelesenen Bücher lieber an Freunde weiter und rede dann mit ihnen darüber. Das fühlt sich auch nach Rückkehr an. 

Sophie Priester
© Roland Spahr