Die LeserInnen Ihrer Saga sind im neuen Roman auf eine sehr eigenwillige Persönlichkeit gestoßen: Alicia Gris.
Es gibt drei Helden, die einen wichtigen Teil von mir in sich tragen. Ich nenne sie meine heilige Dreifaltigkeit: Julián Carax, der mir am meisten ähnelt, Fermín Romero de Torres und eben Alicia Gris. Sie ist meine Lieblingsfigur, auch wenn sie etwas länger hinter den Kulissen warten musste und erst im letzten Band auftaucht. In meinem Kopf ist sie allerdings schon lange Zeit präsent. Sie ist eine zerrissene Figur, ein aus den Schatten des Bürgerkriegs gefallener Engel. Sie hat einen starken Charakter, bei ihr laufen alle Fäden zusammen.
Auch wenn es noch lose Fäden gibt, kann man das Buch unabhängig von den Vorgängerromanen lesen.
Ja, das war mir wichtig. Ich hatte nie vor, Fortsetzungen zu schreiben. Jeder Band versteht sich als ein unabhängiger Eingang zum Friedhof der Vergessenen Bücher. Wo immer man beginnt, durch welche der vier Türen man auch tritt, wird man eine eigene Welt vorfinden. Ich wollte zwar viele Genres zusammenführen, aber in jedem Band steht eines besonders im Vordergrund: Im Schatten des Windes ist es der Coming-of-age-Roman, im Spiel des Engels der Schauerroman, im Gefangenen des Himmels der Abenteuerroman und im Labyrinth der Lichter der Spannungsroman.
Der Roman spielt in Teilen erstmals auch außerhalb von Barcelona, in Madrid.
Wir sind am Ende der 1950er Jahre, in den dunklen Jahren des Franco-Regimes. Deswegen musste Madrid eine Rolle spielen – seine Pracht, seine gotischen Gebäude, die es fast zu einem weiteren Protagonisten des Romans machen.
Außerdem spielt natürlich Barcelona eine wichtige Rolle in allen Büchern. Auf metaphorische Weise will ich so in meine Heimatstadt zurückkehren, meine Wurzeln erkunden und den Ort, an dem ich aufgewachsen bin.
Sie beschreiben ein vergangenes Barcelona, das die Touristen kaum noch wahrnehmen.
In den letzten Jahren ist die Stadt immer touristischer geworden, eine Partystadt fürs Wochenende. Aber das ist nur ein Teil. Barcelona hat eine Seele, die mit seiner Geschichte zu tun hat. Deswegen ist es in meinen Büchern viel mehr als nur ein Schauplatz, sondern eine der Hauptfiguren.
Ein Thema in dem neuen Roman ist die Literatur als rettender Anker.
Auch mich hat die Literatur oft gerettet: vor der Langeweile, der Leere, dem Banalen. Kann man sich eine Welt ohne Musik vorstellen? Wohl kaum. Und ohne das geschriebene Wort und die Vorstellungskraft? Noch viel weniger.
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Im Interview erzählt Carlos Ruiz Zafón von seiner Lieblingsfigur und von seinem verborgenen Barcelona