Wie ist ULF entstanden?
ULF ist ein 100%-iges Produkt unserer Vereinsarbeit der Unabhängigen Lesereihen. Dahinter stecken verschiedene Lesereihen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Alle Lesereihen werden aus Liebe zum literarischen Text und aus Überzeugung von Experiment und neuartigen Veranstaltungsformaten betrieben. Bei ULF kommen wir alle zum ersten Mal zusammen und veranstalten einen absoluten Rundumschlag zeitgenössischer Literaturkuration. Geben also tiefe Einblicke in unsere Arbeit, die wir normalerweise in unseren jeweiligen Städten ganz unabhängig voneinander machen.
Wie lange steht die Idee schon im Raum?
Schon bei unserem ersten Treffen 2015 in München, als es noch ganz wenige Reihen waren, kam die Idee auf. 2016 wurde sie dann konkret, als klar war, dass wir einen Ort haben, an dem wir dieses Mammutprojekt umsetzen können. Wer hat schon Platz für 25 Lesereihen und ein umfangreiches Rahmenprogramm, bei dem insgesamt über 100 Autor*innen und 80 Veranstalter*innen zusammen kommen?! Einen Z-Bau mit über 5000qm bespielbarer Fläche gibt es nicht überall.
Wie habt ihr euer Programm zusammengestellt?
Bei der Größe des Festivals mag es erstmal verwundern, aber das ging ganz flott: ULF ist bottom-up kuratiert. Heißt jede Lesereihe hat ihren eigenen Slot, den sie, wie sie mag, bespielt. Beim Rahmenprogramm war uns wichtig, Projekte/ Menschen einzuladen, die ebenfalls besondere Lesungsformate wie Schwerpunkte haben, um so den ULF-Horizont noch zu erweitern und die Möglichkeit zu haben, fernab von den Reihen tiefere Einblicke in das literarische Kuration- wie Veranstaltungsgeschehen zu geben. So ist zum Beispiel mit dem Projekt »Weiter Schreiben« eine Lesereihe eingeladen, die ein Tandemprojekt zwischen deutschen und geflüchteten Autor*innen ist. Die deutschen Autor*innen unterstützen ihre Kolleg*innen dabei, Fuß zu fassen im deutschsprachigen Literaturbetrieb, die dazugehörige Lesereihe gibt Einblick in das jeweilige literarische Schaffen der Tandempartner*innen.
Wie muss für euch Literaturvermittlung aussehen?
Streitbar, tanzbar, sexy.
Wie organisiert ihr euch?
Unser ULF-Orga-Team besteht aus sieben Leuten, von denen drei in derselben Stadt leben, heißt konkret umgesetzt: Auf allen online sowie Telefonwegen, die es gibt. Dazu haben wir uns regelmäßig in Vorbereitung auf ULF in Nürnberg im Z-Bau getroffen. Im Vorfeld haben wir natürlich einzelne Arbeitsbereiche verteilt, wie Kern- oder Hauptprogramm. Generell arbeiten wir aber auch über diese Bereich hinaus miteinander #bestesteamever.
Wieso Nürnberg?
Wie schon angedeutet, braucht ULF sehr viel Platz bei all den Akteur*innen und der Z-Bau ist sehr groß. Allerdings mussten wir uns nicht wirklich auf die Suche begegeben, da ich noch am Z-Bau gearbeitet habe, als ich zu den Unabhängigen Lesereihen gestoßen bin. Wir mussten nicht lange überlegen und haben sofort zugegriffen, da Nürnberg auch geografisch perfekt liegt: nah an der Schweiz und Österreich, fast in der Mitte Deutschlands. Nürnberg als Literaturstadt hat bisher niemand auf dem Schirm, das entspricht auch dem Geist des Vereins: Die meisten Lesereihen finden ja außerhalb gängiger Literatur- oder Kulturinstitutionen statt.
Wie stellt ihr euch das Publikum von ULF vor?
Unschlagbar: Treffen überregionale Autor*innen und Veranstalter*innen auf regionale, ein angereistes Publikum auf Nürnberg*innen – gelebte Literaturvermittlung!
Wie würdet ihr eure Rolle im Literaturbetrieb beschreiben?
Mit unserer Arbeit erschließen wir uns nach wie vor ein eigenes Feld innerhalb des Betriebes, das mehr und mehr auch wahrgenommen wird: Die erste Doktorarbeit beschäftigt sich mit Lesereihen, wir werden von Verlagen teilweise angefragt, Abende zu veranstalten, in Berlin gibt es endlich Förderung, die für Lesereihen gedacht ist. Und das alles völlig zu Recht: Wir stellen die Literatur einem breiteren und weniger homogenen Publikum zur Verfügung – bringen die Literatur dahin, wo sie hingehört und diskutiert werden soll – ohne Hochkulturhemmschwellen. Die Unabhängigkeit von Institutionen ermöglicht uns einen freieren Umgang mit Formaten – wir können experimentieren, Literatur auf verschiedene Arten inszenieren und Facetten herausarbeiten, ohne den Druck bestimmter Auflagen.
Wie sehen eure Erwartungen an ULF aus? Was wünscht ihr euch?
Zum einen den State-Of-The-Art der zeitgenössischen Literaturvermittlung zu zeigen sowie Sichtbarmachung unserer Arbeit.
Wie sehr freut ihr euch auf den 12. September?
U L F