Wir freuen uns sehr: Der diesjährige Tukan-Preis wird an Martin Kordić für „Jahre mit Martha“ vergeben. Der Preis zeichnet jährlich eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung eines Münchner Autors oder einer Münchner Autorin aus.
Die Jury sagt:
„Ein Buch, das man langsam lesen will, damit es länger hält. Oder gleich zweimal. Man folgt Jimmy, der eigentlich Željko heißt, und Martha, die Grenzen überschreitet und dabei nie zudringlich wird. Martin Kordić erzählt nicht nur die Geschichte einer Liebe, sondern viele Geschichten parallel: von einem Jungen, der im Flur hinterm Vorhang auf einem Sofa schläft und aus dem Altpapier anderer Leute Wissen saugt. Von einem Jungen, der die Grenzen seiner Herkunft mit sanfter Entschiedenheit sprengt, nie naiv, sondern mit ungeheurer Souveränität. Kordić erzählt von Martha, die seinem Zauber erliegt. Von Željkos Großmutter, die so weise ist wie ihr Enkel. Scheinbare Nebenfiguren zeichnet er mit einer Plastizität, die mit wenigen Strichen auskommt und dabei konkrete Persönlichkeiten erschafft. Als Leser lernt man viel: über Beerdigungsriten in der Herzegowina, über gewiss nicht einzigartige Situationen an der Hochschule, über die Gepflogenheiten auf dem Autoschwarzmarkt zwischen Deutschland und dem Balkan. Man erinnert sich an den eigenen Segelkurs und an die Knotenübungen; und man weiß wieder, warum Michael Jackson nie stirbt. Martin Kordić hat mit Željko eine Figur erfunden, die man ab dem ersten Satz ins Herz schließt. Kordićs Sprache ist nur scheinbar schlicht, dabei vielschichtig und still wie tiefes Wasser. Die Dramaturgie ist unaufdringlich klug und spiegelt Željkos Sicht auf die Welt: Rückblenden und Reflektionen führen in eine Gegenwart, in der das Schlimmste und Schönste überstanden ist und in ruhige Zuversicht mündet. Željko ist erwachsen geworden.
Wir gratulieren Martin Kordić herzlich zu diesem Erfolg!