»Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig?«
Karlas Leben ist stehengeblieben. Sie trägt eine Urne nach Hause, darin die Asche ihrer Schwester Marie. Und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Marie war Karlas Seelenverwandte, ihr Kompass in diesem Chaos, das sich Leben nennt. Und während sich dieses Chaos um sie herum einfach weiterdreht, reist Karla nach New York, um dort die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen. Als sie Fotos findet, die so verstörend wie alltäglich sind, fragt sie sich, wie gut sie Marie wirklich kannte. Die Schwester, die so ganz anders lebte als sie. Die erfolgreich und selbstbewusst war. Was Karla auf den Bildern sieht, verändert ihren Blick auf Marie, ihren Blick auf sich selbst und auf das ganze Leben vor ihr.
Anika Landsteiner erzählt eindringlich, bewegend und aufrüttelnd von Frauen wie uns. Von Menschen wie dir und mir.
Was wissen wir wirklich über die, die wir am meisten lieben?
Karla
SCHEISS SCHÖNE AUSSICHT. Ich lehnte mich gegen die Beifahrertür und kniff die Augen zusammen. Mein Wagen war stehen geblieben, direkt an der Schönen Aussicht, so wurde das hier genannt. Erst war mein Leben stehen geblieben und nun auch der Polo, hier oben auf dem Hügel. Die Gegend kannte ich wie meine Westentasche. Rechts von der schmalen Straße der kleine Parkplatz, zum Stehenbleiben und Fotografieren, direkt dahinter fielen weiche Sommerfelder sanft ab, auf denen Apfelbäume standen. Links von der Straße erstreckte sich ein kleines Waldstück. Vor mir öffnete sich ein Tal, darin eingebettet ein in die Länge gezogener Ort, den man über einige Serpentinen erreichte. Ich wusste genau, wann man in welchen Gang schalten musste, um die Kurven so gleichmäßig wie möglich zu fahren.
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