
Olivia Wenzel und Gauz: Der Realität einen Spiegel vorhalten
- Moderation: Catherine Teissier
- Lyon, Goethe-Institut
- 25.05.2025
- 11:00 Uhr
Moderation: Catherine Teissier, Germanistin, Université d'Aix-Marseille, Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift LITTERall. Simultanverdolmetschung: Sandrine Cartier Deutschland befindet sich, wie Frankreich, in einer Krise der sozialen und identitären Repräsentation. Was kann die zeitgenössische Literatur tun, um diese Spannungen auszudrücken? Die deutsch-sambische Autorin Olivia Wenzel bietet in 1000 Serpentinen Angst (S. Fischer, 2020) ein intimes und umfassendes Panorama der Erfahrungen einer schwarzen queeren Frau im Deutschland der 2020er Jahre, während der ivorische Schriftsteller Gauz in Les portes (Le Nouvel Attila, 2024) ein Mosaik von Stimmen zu Gehör bringt, die auf die Versprechungen Frankreichs vertrauen. In ihrem ersten Roman 1000 Serpentinen Angst lässt Olivia Wenzel eine afrodeutsche Erzählerin auftreten, die am Ende der DDR als Tochter eines angolanischen Vaters und einer ostdeutschen Mutter geboren wurde. Antirassismus, sexuelle oder Klassenidentität, Feminismus, Familientrauma und die Rolle der Medien sind Themen, die sich durch die Erzählung ziehen. Ihre Reisen führen sie unter anderem in die USA, nach Vietnam und Marokko, und sie taucht im Zuge ihrer Familiengeschichten zurück in die Zeit der ehemaligen DDR. Herzergreifend, vielstimmig und mit Humor schreibt Olivia Wenzel über Herkunft und Verlust, über Lebensfreude und Einsamkeit, über Rollenzuschreibungen und Befreiung. Paris, Sommer 1996. Ein Zug von Afrikaner*innen zieht durch die Stadt auf der Suche nach einem Ort, von dem aus sie ihre Rechte verteidigen können. Als Madjiguène Cissé, ihre Sprecherin und studierte Germanistin, sie durch die Türen der Kirche Saint-Bernard de la Goutte d'Or führt, kann der Kampf beginnen. Die Besetzung mündet in einen Hungerstreik, der eine neue Kategorie von Bürger*innen in den Mittelpunkt der nationalen Debatte stellt: die Sans-Papiers. Durch die überzeugende Verwendung der mündlichen Rede und das Eintauchen in ihre verschiedenen Sprachen und Musikalitäten macht Gauz in Les portes den ganzen Reichtum eines Mosaiks von Männern und Frauen hörbar. In Zusammenarbeit mit Litterallea und der Villa Gillet.
Veranstaltungsort
Goethe-Institut
rue François Dauphin 18
69002 Lyon
Veranstalter
Goethe-Institut