Aufzeichnungen und Gedanken von Muna AnNisa Aikins
In Warsans Gedichten ist das Diesseits
im Jenseits
ohne Frieden.
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Das Rauschen des Meeres ruft dich zu sich.
Verführt dich. Verspricht dir andere Leben.
Die Sehnsucht nimmt dich in Gefangenschaft um zu dir zu flüstern: sei frei.
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Der Überlebensinstinkt hält dich wach auf einer Reise deren Ankunft bestrebt ungewiss bleibt. Fremde, die zuhause ist, Zuhause das fremd ist, eingeweiht, duftend nach Weihrauch. Eingeatmete Erinnerungen. Erinnerungen, die am Leben halten, doch das Sein erschweren. Träume voller Lebensfragen.
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Warsan verschmiert Blut ohne es selbst vergossen zu haben,
sie schmiert es auf das Gewissen der Welt
und es vertrocknet in unseren Gedanken.
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Das Tröstende ist die Sehnsucht
das Schöne in der Trauer selbst.
Flüchtige Gewissheiten,
Schönheiten im Wind.
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Die Befreiung ist eine Frage im Raum, der Raum unbekannt, groß und hungrig. Füllst du ihn oder frisst dich die Leere auf?
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Der Raum ist der Körper
der Mond
die Vergangenheit.
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Segnungen, die nicht heilen, aber auf wunderliche Weise erhalten.
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Warsan schreibt Gedichte, die verkörpern, was Menschen nicht tragen können.
Wörter stützen Generationen, Gebete Existenzen,
verdichtet, dass sie alles halten, sie zusammenhalten,
Das Zerbrochene wird in ihrem Blick ganz. Ganze Leben.
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Im vergossenen Blut ihrer Gedichte wurzeln viele Seelen. Auf ihnen blüht neues Leben und Warsan schafft es den Moment zwischen Leben und Leblosigkeit zu transformieren, das Verblühen des Selbst eindringlich zu vermitteln.
Im vergossenen Blut ihrer Gedichte wurzelt auch meine Seele.
Muna AnNisa Aikins ist Sozialforscherin und Autorin des 2020 erschienenen Romans „Die Haut meiner Seele“.