Während wir am Gate warteten, zeigte man auf den Bildschirmen Aufnahmen eines auf dem Runway brennenden Flugzeuges; doch wirkten alle zu müde, um sich Sorgen zu machen o. dgl. Das Mineralwasser, das an Bord verteilte wurde, kam aus dem Cherokee National Park. Zunächst dachte ich, ich hätte mich verlesen. Aber dann kam es doch aus dem Cherokee National Park. Wie Jakob sah auch ich mir während des Flugs Sachen an; u.a. ›Der Pate‹, ›Simpsons‹, sämtliche Folgen von ›M*A*S*H‹, ›The Big Short‹ u. ›Bulworth‹. Ferner spielte ich ›Plants vs. Zombies‹, ›Bejeweled 2‹, ein Rallyspiel von 2005 sowie Dame gegen einen anderen Passagier. Ich verlor knapp gegen mmmol. An den Reaktionen der Menschen um mich herum versuchte ich abzulesen, ob mmmol in der Nähe saß, doch bewegte sich niemand. Zwischenzeitlich hatte ich deprimierende Gedanken die Finanzwelt betreffend. Ich blätterte in der Foreign Policy, auf der Suche nach Trost. Für einen Moment war ich davon überzeugt, dass es sich beim Live-Fernsehen um eine Aufzeichnung handelte u. dass in Wirklichkeit bereits alles Leben auf der Erde erloschen war u. uns die Crew nur noch für ein paar Stunden vor dieser Wahrheit schützen wollte. Ich glaubte, einen dt. TV-Koch an Bord gesehen zu haben. Er trug eine Schlafmaske um den Hals.
Nach der Landung kaufte ich mir ein Monatsticket. Ich hatte eine merkwürdige Angst davor, zu sprechen, u. verspürte den Drang nicht aufzufallen. Im J-Train nach Manhattan waren wenige Leute. Die Infrastruktur wirkte unzuverlässig, aber loyal. Nachdem ich meine Sachen in der Wohnung abgestellt hatte, kaufte ich mir ein neues Brett u. Pommes, bevor ich anschließend zu LES Coleman ging. Vor Ort musste ich dann an Heinz denken, für den ich intensive Gefühle habe. Die Bordsteinkanten waren überall mit Metall überzogen, doch traute ich mich nicht, sie anzuspringen, weil ich fürchtete, dass bei einem Sturz plötzlich ein Schulbus neben mir halten, dutzende Teenager aussteigen u. mich auslachen u. bespucken würden.
Um sieben musste ich auf der Arbeit sein, um etwa vier verließ ich sie wieder.
Jeden Morgen stiegen aus der Linie 6 an der Haltestelle Canal St ca. 7 bis 10 Männer aus. Sie trugen verbeulte Helme u. waren voller Ruß, da sie nachts in den unterirdischen Minen arbeiteten. Ein Mitarbeiter der Firma, die von der Stadt mit der Wartung der Kanalisation beauftragt war, erzählte mir später, niemand wisse, was sie abbauen würden. »Unsere Leute dürfen nicht mit ihnen sprechen.« Er schnalzte dabei die ganze Zeit mit der Zunge. Außerdem verriet er mir, dass der Dampf der Kanaldeckel künstlich hergestellt werde, um von den eigentlichen Dingen abzulenken. »Und weit außerhalb der Stadt fahren leere Züge voller angekleideter Strohpuppen durch die Landschaft, damit alle glauben, alles sei normal, alles gehe weiter seinen Gang.« Sein Name war Lyod.