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Ungehaltene Buchausstellung als Bookpreview-Party für das Buch »Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden!« im S. Fischer Verlag

Aus einem ungehaltenen Preisausschreiben wurde ein Buch, das mit einer unübersehbaren Bookpreview-Party am 21.02.2023 im S. Fischer Verlag gefeiert wurde. Ein multimediales Event, das auch die bereits erschienenen Bücher ungehaltener S. Fischer Autor*innen ausstellte und abteilungsübergreifende Teamarbeit erforderte. Maßgeblich in die Organisation dieser Veranstaltung eingebunden, waren die Volontärinnen Johanna Schwung und Judith Heinz, die aus ihrer Sicht erzählen, wie der Hype um die ungehaltenen Reden entstand.

Book-Release-Party Ungehaltene Reden2
S. Fischer Verlage

Judith:

Auch 2022 riefen die Brückner-Kühner Stiftung und der S. Fischer Verlag in Kooperation mit dem Archiv der deutschen Frauenbewegung der Stadt Kassel und dem Hessischen Rundfunk ungehaltene Frauen wieder dazu auf, ihre ungehaltenen Reden einzusenden.  Insgesamt 98 Beiträge wurden eingereicht, von denen sechs am 10. Dezember im Rathaus in Kassel vorgestellt wurden. 

Gleichzeitig entstand die Idee, das Projekt nicht mit diesem Ereignis enden zu lassen, sondern 24 Frauen die Möglichkeit zu bieten, ihre Rede in einem eigenen Buch abzudrucken.

Alle Beiträgerinnen, die für das Buch angefragt wurden, freuten sich sehr über die Aussicht in einem eigenen Buch mit dem Titel “Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden!” zu erscheinen.

Nachdem wir alle Textvorlagen erhalten hatten, ging es an das Lektorieren der einzelnen Reden. Da diese definitionsgemäß für den mündlichen Vortrag konzipiert wurden, gab es an einigen Stellen noch Anpassungsbedarf, sodass die Reden auch in der schriftlichen Version ihr volles Potential entfalten konnten. 

Das Lektorat dieses Buches war etwas ganz besonderes für mich. Es war nicht nur das erste Mal in meinem Volontariat, dass sich mir diese Möglichkeit bot, sondern zeichnete sich gleichzeitig auch dadurch aus, dass es 24 Autorinnen gab und damit auch 24 individuelle Erzählstile und Geschichten.

Außerdem war es ein Projekt, das einen zeitlich knappen Rahmen hatte, da der Erscheinungstermin Ende Februar sein sollte. Es war Teamarbeit gefragt zwischen Lektorat und Herstellung und auch dieser Einblick in die Manuskriptabgabe und Druckfreigabe war sehr lehrreich und interessant.

Gleichzeitig ist dieses Buch nicht nur vom Literatur-Lektorat betreut worden, sondern war von Anfang an durch Friederike Emmerling mit dem S. Fischer Theaterverlag verbunden. 

So kam es dazu, dass Johanna und ich uns nicht nur als Volontärinnen kennenlernten, sondern auch als Kolleginnen zusammenarbeiteten, um für die ungehaltenen Frauen anlässlich dieses Buches eine Ausstellung im S. Fischer Verlag zu organisieren.

 

Book-Release-Party Ungehaltene Reden
S. Fischer Verlage

Johanna:

Friederike Emmerling kam mit der Idee auf mich zu, eine verlagsinterne Ausstellung zur Erscheinung des Buches “Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden!” zu veranstalten. Ich war sofort Feuer und Flamme dieses Event mitzugestalten. Und da Judith das Buch lektoriert hatte, war nichts naheliegender, als uns und unsere Abteilungen für dieses Projekt zusammenzubringen, um gemeinsam, von unterschiedlichen Ansätzen aus und mit doppelter Tatkraft diese Ausstellung zu konzipieren und umzusetzen. “Mit heißen Körpern und kochendem Blut”, um Tara Meister, eine Autorin des Buches, zu zitieren, ging es für uns in die Planungsphase.

Unsere Vision war es, eine multimediale und mit allen Sinnen erlebbare Ausstellungseröffnung zu verwirklichen. Diese sollte alle Abteilungen des Verlags nach der pandemiebedingten Veranstaltungspause zusammenbringen, um dieses Buch, die Rednerinnen und generell viele weibliche Autorinnen des Fischerverlags gebührend zu feiern. Der Titel der Ausstellung: ungehaltene Bücher ungehaltener Frauen. Das Ziel war es, eine Bookpreview zu “Sag jetzt nichts, lass mich zu Ende reden!” mit der Vernissage der ungehaltenen Fischer-Bücher zu verbinden. 

Die erste Phase des Projekts zeichnete sich dadurch aus, Kolleg:innen in einer Online-Umfrage nach ihren persönlichen ungehaltenen Büchern und Autorinnen zu befragen. Diese Bücher trugen Judith und ich zusammen und sichteten sie. Es war sehr beeindruckend, die Bücher, geschrieben von unterschiedlichen Frauen in einer Zeitspanne mehrerer Jahrzehnte, unterschiedlicher Genres (von Sachbuch über Unterhaltung bis hin zu Lyrik) so gebündelt zu sehen. Zusätzlich verfassten die Kolleg:innen noch einen kurzen Text zum Buch, in dem sie beschrieben, warum genau dieses Buch für sie ein ungehaltenes Buch einer ungehaltenen Frau ist und was sie persönlich damit verbindet. Einige Kolleg:innen erklärten sich bereit, ihr ungehaltenes Buch bei der Ausstellungseröffnung in einem kurzen Vortrag vorzustellen.

 

Book-Release-Party Ungehaltene Reden
S. Fischer Verlage

Ausgehend von den vorgeschlagenen Büchern der Kolleg:innen des Verlags entstanden  erste Ideen auf visueller, auditiver und inhaltlicher Ebene. Wir wollten die vielen Frauen und ihre Geschichten in abstrahierter Form im Ausstellungsraum sichtbar machen und fragten Antonia Milzner als Künstlerin für das Projekt an. Sie fertigte ausdrucksstarke, mutige, schreiende, wütende, stolze Ölkreide-Porträts an, die dem Raum direkt die passende Aura gaben (siehe Fotos).

Außerdem erstellte Antonia Milzner, angelehnt an das Buchcover, über 50 Postkarten und Plakate mit Originalzitaten aus den Reden.

Reden sind dazu da, gehalten zu werden, und zwar vor und vom Publikum, so sagte es schon Friederike Emmerling in ihrer Einführungsrede bei der offiziellen Veranstaltung der Stiftung Brückner-Kühner in Kassel im Dezember. Erst im gesprochenen Wort können Reden ihre volle Wirkung entfalten und Menschen direkt erreichen. Daher durfte mindestens eine Rede auch bei unserer Veranstaltung nicht fehlen.

Friederike Emmerling, die Initiatorin dieses Projekts, hielt eine ungehaltene Eröffnungsrede.  Die Kolleginnen des Verlags präsentierten ihr persönliches, ungehaltenes Fischer-Buch und auch Judith und ich ließen es uns nicht nehmen, eine kleine interaktive Performance zu den Buchtiteln darzubieten.

Das Herzstück der Ausstellungseröffnung bildete die Rede von Bettina Pili mit dem Titel “Die gute Tochter” . Damit erreichte sie alle Anwesenden auf unvergleichliche, emotionale Weise. Wir waren und sind immer noch sehr glücklich über diese gelungene Veranstaltung und die gewonnene Aufmerksamkeit für dieses sehr relevante Buch.

Und da einfach jede der 24 abgedruckten Reden so unvergleichlich ungehalten und kraftvoll ist, feiern wir am internationalen Frauentag, dem 08. März, noch einmal gemeinsam fünf weitere live gehaltene Reden aus der Anthologie im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main.

Ungehaltenes Hoerspiel
© S. Fischer Verlage

 


Gleichzeitig wollten wir die 24 Reden aus dem Buch sowohl in ihrer Individualität als auch ihrer gemeinsamen Kraft spürbar machen. Aus ausgewählten Ausschnitten aus den einzelnen Reden erschuf Sounddesigner Lukas Goldbach ein Hörspiel empowernder, fordernder, auf Missstände aufmerksam machender Stimmen, das eine ganz eigene, starke Atmosphäre erzeugt. Dieses Hörspiel können Sie über den QR-Code erleben oder indem Sie hier klicken