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Zum 80. Todestag von Virginia Woolf

Am 28. März 2021 jährt sich der Todestag von Virginia Woolf zum achtzigsten Mal. Mit Büchern wie »Ein eigenes Zimmer«, »Orlando«, »Zum Leuchtturm« und »Mrs Dalloway« wurde sie zu einer der wichtigsten Schriftsteller*innen der Moderne. Dem Werk ihrer männlichen Zeitgenossen wie James Joyce, Joseph Conrad und D.H. Lawrence setzte sie einen dezidiert weiblichen, feministischen Blick entgegen. Wir haben Kolleg*innen aus dem Verlag gefragt, welche Gedanken, Zitate oder Bilder ihnen heute in den Sinn kommen, wenn sie an die große Literatin und Feministin Virginia Woolf denken. Hier haben wir ihre Beiträge versammelt.

»No need to hurry. No need to sparkle. No need to be anybody but oneself. «

(Zitat ausgewählt von Bettina Helfenritter)

 

 

Virginia Woolf über das Lesen:

»Machen Sie Ihrem Autor keine Vorschriften; versuchen Sie, er selbst zu werden. Seien Sie sein Mitarbeiter und Komplize. Wenn Sie sich sträuben und zurückhalten und zuerst kritisieren, dann hindern Sie sich selbst daran, dem Gelesenen seinen vollen Wert abzugewinnen. Aber wenn Sie Ihren Geist so weit wie möglich öffnen, dann werden schon im Hin und Her der ersten Sätze Winke und Zeichen von fast unmerklicher Feinheit Sie in die Gegenwart eines Menschen führen, der keinem anderen gleicht.«

(In: Wie sollte man ein Buch lesen?)

… und über das Schreiben:

»… denn ich glaube fest, wenn wir ungefähr ein weiteres Jahrhundert leben und jede von uns ein eigenes Zimmer hat; wenn wir die Freiheit gewohnt sind und den Mut haben, genau das zu schreiben, was wir denken; wenn wir Menschen nicht immer in ihrer Beziehung zueinander, sondern in ihrer Beziehung zur Wirklichkeit sehen; und dazu den Himmel und die Bäume und die Dinge als solche; wenn wir dem Faktum ins Auge blicken, dass kein Arm da ist, an dem wir uns festhalten können, sondern dass wir allein gehen und dass wir Beziehung zur Welt der Wirklichkeit haben müssen und nicht zur Welt der Männer und Frauen, dann wird die Gelegenheit kommen, und …«

(In: Ein eigenes Zimmer)

(Zitate ausgewählt von Oliver Vogel)

 

 

»It would be a thousand pities if women wrote like men«

(Zitat ausgewählt von Lexa Rost)

 

 

Wie wichtig doch ein eigenes Zimmer ist!
(findet Doris Mall)

 

 

»Man kann nicht gut denken, gut lieben, gut schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat.«

(Zitat ausgewählt von Thomas Reisch)
 

 

Orlando als Muster für fluide (Geschlechts-) Identitäten. Eigentlich ein Buch der Stunde….
(findet Roland Spahr)

 

 

Wenn du nicht die Wahrheit über dich selbst sprechen kannst, kannst du sie auch nicht über andere Menschen sagen.
(findet Tanja Fuß)

 

 

»Schließen Sie Ihre Bibliotheken ab, wenn Sie möchten, aber es gibt kein Tor, kein Schloss, keinen Riegel, den Sie auf die Freiheit meines Geistes setzen können.«

(Zitat ausgewählt von Max Farr)

 

 

Der Biograph Mason Curry schreibt, dass für Virginia Woolf Spaziergänge von zentraler Bedeutung waren. Es machte sie »extrem glücklich, durch die Downs zu laufen (...) Ich mag es, Platz zu haben, um meinen Geist auszubreiten« schrieb sie.
Da fühlt man sich in Coronazeiten spazierend doch sehr verwandt mit Virginia Woolf

(findet Alexandra Gelberg)
 

 

»Grün in der Natur ist eine Sache, Grün in der Literatur eine andere.«

(Zitat ausgewählt von Sabine Behrends) 
 

 

Virginia Woolf: Um zu atmen
Am 7. Januar 1923 hält Virginia Woolf in ihrem Tagebuch fest, wie der Maler W. R. Sickert »über eine Operation {sprach}, die er in Dieppe gesehen hatte. Aber kann das Leben so viel Schmerz wert sein, fragte er? 'Pour respirier', sagte der Arzt. Das genügt. Aber 'nach dem Tod meiner Frau' wollte ich zwei Jahre lang nicht mehr leben, sagt Sickert. Die ungezwungene Art, mit der dieser Künstler redet, hat etwas mir unbeschreiblich Geistesverwandtes.« (Übersetzt von Claudia Wenner.)
Virginia Woolfs Output ist nicht zu fassen: die Romane, die Erzählungen, die Essays, Briefe, Tagebücher – alles Verschriftlichungen eines inneren Rauschens, das wir in ihren Büchern wie von Ferne hören, was uns aber nie verlässt. Das sie nie verließ: die Flüsse, das Meer, die Wellen, der Regen, immerfort ist das Wasser anwesend wie eine tragische Alternative, die ihre Gedanken grundierte. Der tödliche Ernst und die »ungezwungene« Art, mit der Sickert dies mitteilte, das war das »unbeschreiblich Geistesverwandte« – eine stets prekäre Balance zwischen manchmal zaghaftem, dann entschiedenem Mut und einer fahl lodernden Verzweiflung. Diese Polarität scheint die ungeheure Produktion hervorgebracht zu haben. Und jede Seite, in Briefen, in Tagebüchern, in Essays und Romanen, lässt uns an diesem dialektischen Spiel teilhaben. Bis am Ende das innere Rauschen übernimmt und alles verstummen lässt.

(findet Hans Jürgen Balmes)

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie ...

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