1. In Ihrem neuen Roman »Den letzten Gang serviert der Tod« geht es ja richtig heiß her!
Kein Wunder, denn ich lasse Kommissar Jennerwein und sein Team in einer Restaurantküche ermitteln. Das Besondere an diesem Tatort ist, dass die meisten Spuren verwischt, verkocht, verbraten, verkohlt, verbacken oder sonstwie verfälscht sind. Jennerwein muss sich ganz auf sein legendäres Gespür verlassen, das eine winzigkleine Detail, das nicht ins Schema passt, herauszufinden – kein leichtes Unterfangen in einer chaotischen Küche.
2. Wie kamen Sie auf die Idee, die schöne Aktivität des Kochens mit Mord zu verbinden?
Wenn die Küche gut eingerichtet ist, gleicht sie ja eigentlich einer wahren Waffenkammer: blitzend scharfe Messer, bedrohlich lauernde Hackebeile, ungut winselnde Töpfe mit kochend heißen Flüssigkeiten, schwere gusseiserne Pfannen, immer schlagbereit, die Fritteuse mit dem gefährlich hochspritzenden Fett – und dann natürlich der Kuchen, in den Mutti Strychnin eingebacken hat. Bei mir in der Küche hängt noch zusätzlich eine abgesägte Schrotflinte an der Wand – einfach der Vollständigkeit halber.
3. Pilze spielen eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen. Haben Sie einen Lieblingspilz? Einen, der besonders giftig ist?
Im Voralpenland soll es einen geben, der so endsgiftig ist, dass man schon vom Hinschauen stirbt. Und dessen Gift praktisch null nachweisbar ist. Und der unverschämterweise auch noch sehr schmackhaft sein soll. Mein Opa hat noch Schwammerlplätze gewusst, wo diese "Geringelten Blautrügerlinge" wachsen. Aber durch die Menschenmassen, die sommers wie winters durch den Wald latschen, ist vieles Schöne verschwunden.
4. Waren Sie mal Mitglied in einem Kochclub, so wie das Mordopfer?
Nein. Ein Autor ist ja von seinem Wesen her immer ein ungeselliger Einzelkämpfer, da wäre eine Clubmitgliedschaft nicht geeignet.
5. Ist Kommissar Jennerwein oder eines seiner Teammitglieder an Gourmetküche interessiert?
Polizisten und Detektive sind ja klassischerweise eher die Bagelbeißer, Fastfood-Fuzzies und Wurstsemmel-Sommeliers, während die Verbrecher in der Kriminalliteratur immer die Feinschmecker sind. Aber während der Ermittlungen sind manche aus Jennerweins Team auf den Geschmack gekommen. Der Spurensicherer Becker stibitzt die leckere (Spoilerwarnung!) Mango-Tarte, und Jennerwein greift gar zum (Spoilerwarnung!) Quirl und kocht sein lange versprochenes (Spoilerwarnung!) Hüttensüppchen.
6. Aber sagen Sie mal: Dreht sich denn alles in dem Roman ums Essen?
Beileibe nicht! Bei aller bodenständigen und nahrhaften Koch-, Schlemmund Blubberei kommt natürlich auch das Übernatürliche und Skurrile nicht zu kurz: ein drogensüchtiges, hochintelligentes Insektenvolk, garantierte Fake-News aus der Geschichte des Niedergarens, ein Mütterchjen in den tiefsten Weiten Russlands und die Bedienung der Goldenen Gans, die ein Tattoostudio eröffnet.
7. Wie gerne kochen Sie eigentlich selbst?
Furchtbar gerne. Das machen viele Autoren. Ich glaube, dass es inzwischen gar keine Autoren mehr gibt, die nicht kochen. Ich kenne keinen, der nicht zwischen Schreibtisch und Herd hin und her wandert und sich beim Kochen zum Schreiben inspirieren lässt und umgekehrt.
8. Und kochen Sie gut?
Ich und meine zehntausend Geschmacksknospen behaupten mal ganz frech: ja.
9. Ihr Motto in der Küche?
Ein Spruch des chinesischen Weisen Lao-Tse: "Spare nie mit Pfeffer. Lächle dazu. Und nimm die Nudeln immer einen Herzschlag früher aus dem Kochwasser als auf der Packung angegeben."
10. Und Ihr Motto beim Schreiben?
Ebenfalls Lao-Tse: "Spare nie mit Überraschungen. Und lächle dazu."