Eine hoffnungslose politische Lage, ein Klima der Gewalt, religiöser Fanatismus und die kulturelle Herausforderung des alten Europas durch eine neue Welt – die Lage im Frankreich des Sommers 1584 weist viele Parallelen zur Gegenwart auf.
In dieser heute weitgehend vergessenen Epoche spielt mein Roman. Ich erzähle, wie der Philosoph und Bürgermeister von Bordeaux, Michel de Montaigne, plötzlich eine politische Rolle einnehmen muss und sich überlegt, wie er und seine Zeitgenossen aus dieser völlig düsteren Lage hinausfinden.
Meine französischen Großeltern wohnten in Bordeaux, wo man dem Namen auf Schritt und Tritt begegnet. Irgendwann, kurz nach dem Abi, wollte ich mehr wissen und seitdem begleitet er mich. Dennoch entdecke ich, wenn ich die Essais lese, immer etwas Neues. Nie verreise ich, ohne den Band dabei zu haben. Es ist das Buch meines Lebens.
Montaigne lebt in einem Zeitalter des religiösen Wahns. Überall geht es um den richtigen Weg ins Jenseits, das öffentliche Leben wird zum Fest des Todes. Montaigne und seine Verbündeten setzten dagegen auf Politik, Recht und die Freuden des Lebens.
Der Tod seines besonderen Freundes Étienne de La Boétie ist das prägende Erlebnis seines Lebens. Von da an beginnt Montaigne nachzudenken, zu schreiben, geht auf Distanz zum Alltag und zu seiner Karriere – nichts war mehr wie zuvor. Die Erfahrung dieses Todes hat Montaigne befreit.
Wenn man heute einen beliebigen Franzosen nachts weckt und fragt, wer der beste von allen Königen war, wird die Antwort ziemlich sicher Henri Quatre lauten. Er steht für das Ende der Bürgerkriege, eine menschlichere Justiz, eine prosperierende Wirtschaft und den beginnenden Sozialstaat. Ich glaube, so hat Montaigne ihn auch motiviert: Du wirst der Beste sein!