Interviews

Übersetzer Luis Ruby zur Arbeit an Arianna Farinellis »Aufbrüche«

In unserem Übersetzerfragebogen spricht Luis Ruby über die Arbeit an Arianna Farinellis Roman »Aufbrüche«. Er erzählt davon, wie Zinedine Zidane gegen Mobbing helfen kann, was das beste Begleitgetränk zum Buch ist und von der ewigen Frage wie man das zum Ausdruck bringen kann, was man schon verstanden hat.

Übersetzer Luis Ruby in Hemd und weißem T-Shirt vor einem Gemälde
© Ebba D. Drolshagen
Was war die größte Herausforderung beim Übersetzen von Arianna Farinelli, »Aufbrüche«?

Dass das Buch stellenweise fast gegen die Protagonistin Bruna erzählt zu sein scheint. Von diesem Eindruck aus war es ein schmaler Grat, sie nicht unsympathisch wirken zu lassen.

 

Was hat Ihnen dabei am meisten Freude bereitet?

Dass immer wieder eine starke Menschlichkeit durchkommt, eine Zuneigung zu bestimmten Figuren – vor allem zu den Kindern Minerva und Mario/Maria. Und die sind dann in ihrem Handeln und ihren Äußerungen überraschend, witzig und sympathisch. Letztlich habe ich auch meinen Frieden mit der Art gemacht, wie die Protagonistin dargestellt wird, das Leben ist ja wirklich nicht (immer) einfach ;-)

 

Welches Wort mussten Sie nachschlagen?

Man sieht vieles nach, um sich über Nuancen zu vergewissern oder auf Ideen zu kommen, wie man auf Deutsch sagen möchte, was man schon verstanden hat. Anderes kennt man tatsächlich nicht, bei mir war das z.B. »mosqueta« als Sammelbegriff für Wildrosen.

 

Was haben Sie beim Übersetzen gelernt?

»Aufbrüche« enthält nicht nur eine Vielzahl (zeit)historischer Informationen, sondern auch zahlreiche literarische und filmische Referenzen, da war viel Interessantes dabei. Beeindruckt haben mich die Zitate aus Büchern von James Baldwin.

 

Haben Sie einen Lieblingssatz/ eine Passage/ Szene?

Zwei Szenen, in denen Ambivalenz und Menschlichkeit zu sich kommen: das Gespräch zwischen Bruna und ihrem schwulen und konservativen Ex-Studenten Michael; die Passage, in der Mario/Maria Zinedine Zidane channelt, um sich mit einem eleganten Kopfstoß gegen Mobbing zu wehren, und sich dann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft andeutet.

 

Als Sie mit dem Übersetzen fertig waren, haben Sie zuallererst…

einen Familienkaiserschmarrn gemacht.

 

Zu diesem Buch passt am besten…

Milchkaffee.

Luis Ruby, geboren 1970 in München, übersetzt aus verschiedenen Sprachen u.a. Clarice Lispector, Hernán Ronsino, Eduardo Halfon und Niccolò Ammaniti. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Luis Ruby lebt in München.

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Zum Autor

Der Roman von Arianna Farinelli

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