toronto, downtown
zehnter mai
einundzwanzig uhr acht
this is how i perceive the city.
in den letzten tagen: zu viele zigaretten, zu viel gras, warmer sake, sapporo beer, zu viele partys, zu viel gesprochen; zu wenig schlaf. mein bruder ist in der wohnung von freunden, in der wir, er auf einer matratze, ich auf dem sofa, übernachtet haben, geblieben, ich miete mir ein apartment, seven cameron street, queen street west. ich bestelle ein taxi und versuche zu schlafen.
es ist halb neun abends. ich schließe die tür und biege in die queen street ab. ich gehe zu kenzo. ich bestelle karashi ramen und trinke kirin ichiban. ich zahle mit karte. ich setze mich an der kreuzung bathurst street vor ein möbelgeschäft. ich sehe: schienen und den müll vor dem starbucks auf der anderen straßenseite. wir bleiben sitzen. ich spüre den stein unter meiner linken hand. ihre fingernägel sind türkis.
i've never been to a city where turquoise is as present as it is here.
i haven’t noticed.
the glass facades of those skyscrapers behind us, the chairs in front of mean bao around the corner, your fingernails. it leaps to the eyes.
ein streetcar bleibt vor uns stehen.
die straße ist lila geworden und riecht nach weed. wir laufen nach kensington market. ein mann steht vor einem geschäft, aus dem ich partynextdoor höre. die einzige bar, die nicht geschlossen ist, ist überfüllt. es ist sonntag.
PARTYNEXTDOOR - recognize (feat. drake)
wir fragen einen punk, wo er das bier, das er in der linken hand hält, gekauft hat. an einer wand hängen plakate von skepta, konnichiwa, sechster mai zweitausendsechzehn.
wir laufen in die richtung, in die sein finger zeigt und aus der wir gekommen sind. an einer häuserecke stehen drei männer und eine frau. wir kaufen vier dosen, hollandia, dab, holsten, löwenbräu, sixteen bucks.
keep the change.
ich lege meinen geldbeutel in meine manteltasche und finde den zettel, den die freundin, die meinen bruder und mich zum flughafen brachte, mir vor dem flug gegeben hat. ich lese das reisegebet, das rechts auf arabisch und links auf deutsch steht, mit einem dünnen kugelschreiber, der wie ein bleistift schreibt, geschrieben, im orangefarbenen licht der straßenlaterne.
allah ist größer, allah ist größer, allah ist größer. preis ihm, der uns dies dienstbar gemacht hat, und wir waren dazu nicht fähig; und zu unserem herrn kehren wir gewiss zurück. allah, wir bitten dich für diese reise um frömmigkeit und gottesfurcht und um handlungen, für die du wohlgefallen hast. allah, erleichtere uns diese reise und mache ihre entfernung kurz.
sie dreht sich um und zeigt mit ihrem kopf auf die hauswand, an der sie stehen. ein rotes om, eine heilige silbe im hinduismus, ist auf dem gelben hintergrund der werbung eines vintage stores gemalt worden; ich habe es wiedererkannt. sie fragt mich, ob ich die bedeutung dieses zeichens kenne, und ich sage, i don’t.
allah, du bist der gefährte auf der reise und der stellvertreter der familie.
das bier war gekühlt.
wir laufen an sozialwohnungen vorbei, die mich an east london erinnern. wir sehen den cn tower und diese farbe; ich sage nichts.