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Auf der Stör

Peter Stamm verbringt viel Zeit auf Lesereisen, manchmal vergisst er dabei, in welcher Stadt er sich befindet. Um uns auf dem Laufenden zu halten, fotografiert er regelmäßig seine Hotelzimmer. Hier der erste Teil von »Auf der Stör«.

Ungefähr ein Drittel meiner Nächte verbringe ich in Hotelzimmern. Einen Teil davon in den Ferien, aber die meisten während Lesereisen. Meist schickt mich Margot Stolper vom S. Fischer Verlag auf Tour mit langen Listen von Veranstaltungsorten und Hotelnamen. Nach meinen Reisen fragt sie mich oft, wie es denn gewesen sei, und so kam ich vor ein paar Jahren auf die Idee, ein paar Fotos für sie zu machen, damit sie sehen kann, wo überall ich gelandet bin. Ich habe eine ziemliche Abneigung gegen Selfies, aber gegen den Selbstauslöser meiner Kamera habe ich nichts, und so sind in den letzten Jahren viele Hotelbilder entstanden. Vor einiger Zeit habe ich die besten davon in einem kleinen Fotoalbum für Margot zusammengestellt, aber die Reihe habe ich trotzdem weitergeführt als eine Art fotografisches Tagebuch. Und da ich gerade wieder den Koffer packe für die erste Lesereise mit »Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt«, wird die Sammlung von Hotelzimmerbildern wohl bald weiter wachsen.

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Peter Stamm

Nicht in Liliput, sondern im unterengadiner Dorf Vnà bekam ich dieses Zimmer. Das Bett hatte glücklicherweise Normalmaße. Ganz in der Nähe, im Val Sinestra, spielt meine Erzählung »Sommergäste«.

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Peter Stamm

An den Namen des Hotels in Aachen kann ich mich leider nicht mehr erinnern, aber wie auf diesem Bild komme ich mir manchmal auf Lesereisen vor, wenn die Tage sich vervielfältigen und ich kaum noch weiß, in welcher Stadt ich mich gerade befinde.

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Peter Stamm

Als ich im Arp Museum Rolandseck las, bekam ich eine kleine Gästewohnung im ich weiß nicht wievielten Stock eines Hochhauses und konnte nicht aufhören, auf den Rhein hinunterzuschauen, wo selbst nachts noch die Frachtschiffe vorüberzogen.

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Peter Stamm

Im Santa Rita Palace Hotel in Itaituba gibt es im Zimmer nicht nur Betten, sondern wie oft im Amazonsasgebiet auch Haken, an denen man die mitgebrachte Hängematte aufhängen kann. Gelesen habe ich dort allerdings nicht, sondern einen Dokumentarfilm für das ZDF über Fordlandia gemacht.

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© Peter Stamm

Im Hotel Maritim in Kiel bin ich einem Doppelgänger begegnet, dem der etwas verblasste Charme dieses Viersternehauses ebenso gut zu gefallen scheint wie mir. Das Literaturhaus Kiel ist wohl übrigens mein treuster Gastgeber, fast aus jedem Buch habe ich dort gelesen.

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Peter Stamm

Zum Glück fand in Lauf im Fränkischen gerade keine Hochzeit statt, als ich da war. So durfte ich in der »Hochzeitssuite« mit Himmelbett übernachten.

Peter Stamm veröffentlicht Bilder auch auf seiner Facebook-Seite.

Peter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt »Agnes« 1998 erschienen sechs weitere Romane, ...

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