Werkseinstellungen mit Reinhard Kaiser-Mühlecker

„Ich sehe es als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, erfahrbar zu machen – einem, der sie nicht kennt.“ Die Welt, von der Reinhard Kaiser-Mühlecker spricht, ist die des ländlichen Oberösterreichs. Die Protagonisten seiner Bücher sind Landwirte, die diese Welt niemals verlassen haben, oder Rückkehrer, denen es für eine Weile gelungen ist, der Vergangenheit zu entkommen und die schließlich doch wieder in den Orten ihrer Kindheit stranden. Glückserfahrungen sind von kurzer Dauer – wie bei Jakob und Katja in Wilderer. Er hat den elterlichen Hof übernommen, sie ist Künstlerin aus der Stadt. Sie heiraten und stellen den Hof um auf ökologische Haltung, und doch trägt Jakob einen Jähzorn in sich, der eine Abwärtsspirale in Gang bringt, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Gemein ist nahezu allen Figuren des Kaiser-Mühlecker-Kosmos, dass sie mit einer sich radikal verändernden Welt konfrontiert werden, in der das Rurale und das Urbane mit Wucht aufeinanderprallen. Das Klischee, Stadt gegen Land auszuspielen, vermeidet der Österreicher aber gleichzeitig. Grundiert sind seine Bücher von existenzialistischen, archaischen Strukturen. Wie kaum ein anderer Autor seiner Generation kann Reinhard Kaiser-Mühlecker seinen Erzählraum öffnen für Konflikte, die sich zwar gleichermaßen aus den ökonomischen Problemen wie moralischen Fragen speisen und doch gleichzeitig geprägt sind von einer geheimnisvollen Schicksalhaftigkeit, die sich einfachen Erklärungen entzieht.